Süddeutsche Zeitung

Prominenz am Starnberger See:Der "Thai-Kini" von Tutzing

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Maha Vajiralongkorn, der am Samstag offiziell zum thailändischen König gekrönt wird, hat vor drei Jahren für viele Millionen Euro eine Villa am Starnberger See gekauft. Dort führt er ein unauffälliges Dasein.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die prunkvolle Krönung des thailändischen Monarchen Maha Vajiralongkorn an diesem Samstag in Bangkok werden wohl auch viele Tutzinger mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Denn der 66-jährige König, der die Regentschaft von seinem 2016 gestorbenen Vater König Bhumipol übernommen hat, ist eng mit Tutzing verbandelt. Vor drei Jahren hatte der Thailänder, der Bayern liebt, die herrschaftliche Villa Stolberg mit eigenem Zugang zum Starnberger See erworben. Im ehemaligen Fischerdorf - heute beliebter Wohnort Prominenter wie Rockstar Peter Maffay - führt der Monarch mit seiner Entourage allerdings ein unauffälliges Dasein.

Wenn Maha Vajiralongkorn jetzt 30 Monate nach dem Tod seines Vaters die Krone entgegennimmt, wird er unter dem neunstufigen Königsschirm als Rama X. Platz nehmen. In Tutzing spricht man von ihm viel weniger offiziell als "der Thai-Kini". Die Einheimischen honorieren seine Zurückhaltung. "Wir kriegen eigentlich nicht viel von ihm mit", sagt Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg. "Wir respektieren, dass er sich hier frei bewegen kann, jenseits des vielleicht sehr strengen Protokolls in seiner Heimat." Hin und wieder passiert eine Kolonne abgedunkelter Vans das große schwarze Eingangstor an der Tutzinger Hauptstraße zur Stolberg-Villa.

Das denkmalgeschützte Anwesen aus dem Jahr 1926 gehört zu den repräsentativsten Immobilien in Tutzing. Zehn Millionen Euro soll die Villa gekostet haben, plus aufwendiger Renovierung. Eher eine Kleinigkeit für den Monarchen, der mit einem geschätzten Vermögen von 52 Milliarden Euro zu den reichsten Königen der Welt zählt. Die Walmdachvilla umfasst 1400 Quadratmeter Wohnfläche, ist umgeben von einem gepflegten Park mit altem Baumbestand auf einem 5600 Quadratmeter großen Grundstück und verfügt jenseits der öffentlichen Brahmspromenade über einen eigenen Bootssteg und Badebereich.

Als vor zwei Jahren die Fischerhochzeit mit hunderten Zuschauern am Seeufer anstand, informierte die Gemeinde vorsichtshalber auch über die thailändische Botschaft in Berlin offiziell den König vom anstehenden Spektakel samt Straßensperrung. Und sie fragte an, ob er vielleicht just an selbigem Wochenende eine Bootsausfahrt beabsichtige. Alles kein Problem, hieß es. Am Ende steckten sogar fünf weiß-blaue Fähnchen zur Dekoration in der königlichen Hecke.

Weniger amüsiert war die Nachbarschaft, als sie an der Grundstücksgrenze Überwachungskameras entdeckte, die - notdürftig getarnt in Starenkästen - auf die Promenade und den See gerichtet waren. Nach der Überprüfung von Landratsamt und Sicherheitsbehörden wurden die Einrichtungen aber wieder abgebaut.

Wie oft der König in Tutzing weilt, ist unbekannt. Das Refugium dürfte er aber bewusst gewählt haben. Der Lebemann genießt in seiner Heimat einen eher zweifelhaften Ruf, mit drei gescheiterten Ehen, verstoßenen Gattinnen und sieben Kindern. Die Liebe zu seiner Frau, der 32 Jahre jüngeren, früheren Stewardess Suthida, hat ihn nach Bayern geführt. Bekannt ist, dass sein jüngster Sohn Dipangkorn Rasmijoti eine private Ganztagsschule in Tutzing besuchte. Der Kronprinz beging am Montag seinen 14. Geburtstag, aber wohl nicht in Tutzing.

Die Villa zeigte sich an diesem Tag hinter schwarzem Metallzaun und wohl gestutzten Thujen- und Buchenhecken verschlossen, alle grünen Fensterläden zugeklappt, der Fahnenmast verwaist. Originell das Klingelschild: "Max Mustermann" soll hier zu Hause sein.

Ins Goldene Buch Tutzings hat sich der "Thai-Kini" noch nicht eingetragen. Aber zu Neujahr ließ er Bürgermeisterin Marlene Greinwald einen Geschenkkorb überreichen - als Zeichen der Verbundenheit. Das brachte die Rathauschefin in Verlegenheit. Denn Geschenke im Wert von mehr als 35 Euro darf sie nicht annehmen. "Eine Zurückweisung wäre jedoch ein Affront gewesen, hätte womöglich diplomatische Verwicklungen heraufbeschworen", was die Bürgermeisterin tunlichst vermeiden wollte. Also durfte das Präsent ins Rathaus geliefert werden. Die kulinarischen Köstlichkeiten von Königs Gnaden wurden an Bedürftige verschenkt.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2019
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