Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:Endlich fast normal arbeiten

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Die neue, spendenfinanzierte Monitoranlage entlastet das Pflegepersonal auf der Kinderstation der Starnberger Klinik. Doch noch immer fehlen Mitarbeiter.

Von Carolin Fries, Starnberg

Seit sechs Jahren leitet Thomas Lang die Starnberger Kinderklinik - und im Herbst vergangenen Jahres, sagt er, habe er zum ersten Mal Angst bekommen. Angst, dass sie all die kranken Kinder nicht mehr versorgen könnten. Die Pandemie war damals gerade überstanden, da breitete sich ein anderes Virus rasend schnell aus und brachte vor allem Neugeborene und Säuglinge an die Grenzen ihrer körperlichen Kräfte: das Respiratorische Synzytial-Virus ( RSV).

Hinzu kamen Influenza und andere Atemwegserkrankungen, die Intensivbetten in allen 44 bayerischen Kinderklinken waren belegt. In Starnberg arbeitete das chronisch unterbesetze Pflegepersonal am Limit. Die Mitarbeiter waren noch von der Corona-Zeit erschöpft, jetzt zogen sie wieder hundert Mal am Tag Schutzkleidung an- und aus, um die Viren nicht zu verbreiten. Ihr größter Wunsch: Eine zentrale Monitoranlage zum Überwachen der kleinen Patienten. Das würde die Lage etwas entspannen.

Seit wenigen Wochen nun gibt es auf der Kinderstation im Starnberger Krankenhaus eine solche Anlage, am Donnerstag wurde sie Pressevertretern vorgestellt. Und auch Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kam vorbei, um sich ein Bild zu machen von dieser Station, die im vergangenen Herbst immer wieder in den Medien war. Einerseits wegen der extremen Belastung des Pflegepersonals, andererseits, weil sie hier aktiv wurden und eine Spendenaktion starteten.

Binnen weniger Wochen kamen so 150 000 Euro für die ersehnte Anlage zusammen. "Ein Beispiel, das zeigt, was man erreichen kann, wenn man Dinge gemeinsam angeht", wie der Minister anerkennend feststellte. Die Mittel des Freistaats seien damals leider schon erschöpft gewesen, erklärte Herwig Heide, Leiter der Abteilung Krankenhausversorgung im Gesundheitsministerium. Da hätte man erst heuer wieder einen Antrag einreichen können. Als "kleine Anerkennung" brachte Holetschek dem Personal nun eine Barbara-Stamm-Medaille mit. "Eine schöne Würdigung", wie Petra Schwaiger fand. Sie leitet das 19-köpfige Pflegeteam auf der Station.

Es habe sich gelohnt, die Bevölkerung "wachzurütteln", wie Chefarzt Lang rückblickend sagte. Er jedenfalls habe mehrere Luftsprünge gemacht, als sie das Geld beisammen hatten. 240 Spender, darunter drei Großspender, hatten 133 000 Euro zur Verfügung gestellt. Zusätzliche 17 000 Euro schoss der Freundeskreis der Klinik zu, ein Förderverein. "Sensationell", wie Wernher Wegert findet, der Geschäftsführer des Vereins. Er dankte allen, die sich beteiligt haben.

Auch die Eltern seien jetzt entspannter, sagt Schwaiger

Zwölf Überwachungsmonitore sind bereits in den Krankenzimmern installiert, am Stationsstützpunkt sind die erhobenen Daten für die Pflegekräfte und Ärzte nun jederzeit an Bildschirmen einsehbar. Niemand muss mehr händisch die gemessene Temperatur oder die Sauerstoffsättigung ins Protokoll eintragen oder aber nachschlagen, das läuft jetzt automatisch beziehungsweise per Mausklick. Die Alarme lassen sich außerdem für die Pflegekräfte einordnen. Denn bei der dezentralen Überwachung schlugen die Geräte Alarm, sobald die Vitalfunktionen der Kinder bestimmte Grenzwerte überschritten. Die Eltern mussten dann nach einer Pflegekraft klingeln. Die Pflegerin wusste dann nicht: Ist das ein Notfall oder ist lediglich eine der verkabelten Überwachungselektroden verrutscht. Kann ich noch die kleine Stella versorgen oder muss ich sofort zum kleinen Max rüber?

Mit der zentralen Überwachung ist auf einen Blick zu erkennen, ob Max Hilfe braucht - und ein schnelles Wechseln der Schutzkleidung geboten ist, weil die kranke Stella hochinfektiös ist. Petra Schwaiger, Pflegeleitung der Kinderklinik, sagt: "Für uns ist das eine sehr große Erleichterung." Und auch die Eltern seien entspannter.

Vier weitere Monitore sind bereits bestellt. Der Freistaat hat heuer 46 000 Euro für eine zusätzliche Ausstattung bereit gestellt. Nun fehlt nur noch Personal. Noch immer sind nicht alle Stellen besetzt. "Dabei ist das hier der coolste Job der Welt", so Schwaiger.

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