Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:Rezepte gegen den Personalmangel

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Auch das Bayerische Rote Kreuz leidet unter Erziehermangel. Aber zumindest die Leitungsstellen in den BRK-Kitas in der Region sind nun wieder besetzt. Beim Lösen der übrigen Engpässe soll unter anderem ein Instagram-Account helfen - und ein Großelternprogramm.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die Eltern im Landkreis Starnberg können aufatmen: Die Personalnot in den vom BRK geführten Kinderbetreuungseinrichtungen konnte entschärft werden. Dies teilte Claudia Kobschätzky, die Regionalleiterin für Jugend und Familie, nun mit. "Seit vergangener Woche sind alle Leitungsstellen besetzt", sagt sie. Darüber hinaus will sich das BRK mit innovativen Ideen für die Zukunft rüsten, um einem weiteren Personalmangel vorzubeugen.

Ebenso wie in anderen Nachbargemeinden waren in Feldafing mehrere Stellen unbesetzt. Es könne sein, dass die angemeldeten Kinder im September keinen Platz bekommen, hatte Elternbeirätin Katrin Eckhold in der jüngsten Bürgerversammlung gewarnt. Nun sind die Feldafinger Kinder gut versorgt. Für die "Dorfspatzen" gibt es ab dem Kindergartenjahr 2022/23 mit Robin Keller einen neuen Leiter. Laut Kobschätzky können nun alle 13 neu angemeldeten Kinder berücksichtigt werden. Bei Bedarf könnten sogar die zwei bestehenden Gruppen um eine halbe Gruppe erweitert werden.

Das Starnberger Modell soll die Personalnot lindern

Insgesamt 26 Kinderbetreuungseinrichtungen betreibt das BRK in der Region. Mit etwa 150 Mitarbeitern in dem Bereich hätten sich die Einrichtungen bislang zwar kurzfristig untereinander aushelfen können, sagt Kobschätzkys Kollegin Birgit Hildenbrand. Sie verhehlte aber nicht, dass dadurch die Personalproblematik nicht behoben, sondern lediglich entschärft worden sei. Doch es sei Bewegung in den Personalmarkt gekommen, fügt Kobschätzky hinzu. "Wir spüren die ersten Erfolge."

Der Personalmarkt ist seit Langem leergefegt, daher suchten Landrat Stefan Frey sowie Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim und sein Pöckinger Amtskollege Rainer Schnitzler intensiv nach einer Lösung. Zusammen mit anderen betroffenen Gemeinden sei als erstes Konzept das Starnberger Modell entworfen worden. Dieses ist laut Kobschätzky noch in der finalen Abstimmung, klinge aber sehr hoffnungsvoll. Mit dem neuen Pilotprojekt "Multiplikatoren-Programm" werden erste Mitarbeiter auf der Henry-Dunant-Akademie geschult, damit sie später selbst Fach- und Ergänzungskräfte ausbilden können. Diese Lösung greife aber erst langfristig.

Nach den BRK-Erfahrungen hatten sich Erzieherinnen und Erzieher während der Corona-Krise nicht getraut, ihre Stelle zu wechseln. Nun habe sich diese Problematik entspannt. Kobschätzky zufolge hat sich das BRK zudem in der Öffentlichkeit gut als Arbeitgeber präsentiert, beispielsweise auf Jobmessen oder durch die Erarbeitung eines Social-Media-Konzepts. Nach Angaben der zuständigen Mitarbeiterin Marie Stratmann ist ein neuer Instagram-Account für Kinder und Jugendliche entwickelt worden. Schon bald sollen die ersten Fotos online zu sehen sein und einen Einblick geben in den Alltag der Kinder oder wenn sie Feste feiern. Mit den Eltern seien bereits entsprechende Vereinbarungen getroffen worden, wie und ob ihre Kinder im Netz zu sehen sein dürfen.

Stratmann ist sich "ziemlich sicher", dass der Account auch zu mehr Bewerbungen führen wird. Zudem bietet das BRK mit dem Programm Bite, der Ballungsraumzulage sowie Führungskräfteentwicklungsseminaren "ein tolles Instrument im Bewerberprozess" an, sagte Kobschätzky. Darüber hinaus sollen mehr junge Leute dafür begeistert werden, einen Bundesfreiwilligendienst zu leisten oder ein freiwilliges soziales Jahr. Mit dem Projekt "zammWachsen" sollen BRK-Fachkräfte und engagierte, fachkundige Eltern zusätzliche Unterstützung für die Mitarbeiter bieten. Eine weitere Idee ist das Großelternprogramm. Demnach sollen Senioren für ehrenamtliches Engagement oder auf 450-Euro-Basis gewonnen werden, um die Arbeit in den Kinderbetreuungseinrichtungen zu unterstützen, beispielsweise indem sie vorlesen. "Es geht weiter", sagt Hildenbrand. Das BRK sei nun gut aufgestellt.

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