Süddeutsche Zeitung

Kinder- und Jugendfilmfestival:Gefangen auf der Leinwand

Lesezeit: 2 min

100 Kinder kommen zum Mitmach-Aktionstag des Kinofestivals, drehen Filmszenen, versuchen sich als Geräuschemacher und staunen über Tricks mit dem Green Screen

Von Carina Seeburg, Gauting

Kurzes Grübeln und Stirnrunzeln - dann schießen die Ideen nur so aus den Kindern heraus: "Vielleicht könnte eine Hexe den Jungen retten", schlägt ein Mädchen vor. "Ja, sie zaubert ihn einfach weg. An einen Ort, an dem er sicher ist", stimmt ein anderes Kind begeistert ein. "Aber cool wär's, wenn dann alles schief läuft und er an einem falschen Ort rauskommt". Alle lachen. "Okay, so können wir das machen", sagt Filmemacherin Sophie Averkamp, Studentin der Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.

Etwa 100 Kinder und Jugendliche tummeln sich beim Mitmach-Aktionstag im Gautinger Kino. Verteilt auf drei Kinosäle gibt es Workshops zu Ton und Filmmusik, Trickfilm, Maske, Spezialeffekten, Schauspiel und Videodreh. Die zehn Plätze, die Averkamp für ihren Workshop anzubieten hat, waren schnell besetzt. Die Kinder dürfen sich eine Szene ausdenken, die anschließend gefilmt und geschnitten wird.

Fasziniert von der Idee, dass man sich durch den doppelten Dreh eines "Takes" im Film selbst begegnen kann, entwerfen sie die Geschichte eines Jungen, der mit Freunden im Kino sitzt, als plötzlich sein Klon den Saal betritt. Der Junge bekommt Angst und nimmt das Angebot einer Hexe an, ihn verschwinden zu lassen. Doch alles läuft schief, und der Junge findet sich gefangen auf der Kinoleinwand wieder.

Die überschäumende Fantasie der Kinder wird sogleich in filmische Realität umgesetzt. Von der Requisite über die Schauspieler bis hin zur Regie und Kameraführung werden die Aufgaben verteilt. "Ton ab", "Klappe eins, die Erste", "Bitte" - die Dreharbeiten können beginnen.

Und während im Kinosaal 4 ein Kurzfilm entsteht, lernen Kinder in Saal 3 bei Schauspielerin Katharina Schwarz, worauf es beim Spiel vor der Kamera überhaupt ankommt. In Saal 5 erklärt Film- und Theaterkomponist Rainer Bartesch, wie Musik dazu genutzt wird, Aktionen und Emotionen in Filmen akustisch zu unterstützen. Anschließend dürfen sich die Teilnehmer im "Mickey-Mousing" üben: Mit Trommel, Klapper, Lotosflöte, Triangel und Hupe werden die Geschehnisse eines Stummfilms punktgenau musikalisch begleitet: Laut wird es im Saal, als zwei Männer sich prügeln. Und während eine Verfolgungsjagd die Beiden eine Leiter hinauf aufs Dach eines Schuppens führt, wandern auch die Töne in höhere Lagen. Sie klettern die Tonleiter beim Sturz vom Dach aber sogleich auch wieder hinab.

Auf dem Flur vor den Sälen geht es eng her. In der Maske können sich die Teilnehmer Wunden schminken lassen oder aus Knete lustige oder monströse Figuren basteln, um damit in der Trickbox einen Kurzfilm zu animieren. Zugleich scharen sich viele um den Green Screen: Wölfen bei Mondschein über den Kopf streichen oder Dinosauriern begegnen - alles erscheint möglich. "Ich habe mich vor dem Green Screen auf eine Bank gelegt, und auf dem Bildschirm sah es aus, als würde ich tatsächlich durch Wolken hindurch fliegen", erzählt Helene, 12, mit leuchtenden Augen.

Der aufregende Vormittag wurde durch die Zusammenarbeit vom Starnberger Kurzfilmprojekt, dem Breitwandkino und der kommunalen Jugendarbeit Starnberg möglich.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2017
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