Süddeutsche Zeitung

Hohe Haftstrafe für Unternehmer:Der tiefe Fall des Alexander C.

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Von Christian Deussing

Den vermutlich schlimmsten Tiefschlag seines Lebens hat Alexander C. hinnehmen müssen, als er im Februar 2013 wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr früh morgens in seiner Kraillinger Villa verhaftet wurde. Da liefen die Ermittlungen gegen ihn schon auf Hochtouren. Gegen eine Kaution war der Gründer der Umwelttechnikfirma Technosan erst 18 Monate später frei gekommen.

Am Montag nun wurde der einstige Vorzeigeunternehmer in der Recycling-Branche vom Landgericht München II wegen Betrugs und illegaler Entsorgung großer Mengen von Giftmüll zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist sicher ein neuer Tiefschlag für den Kraillinger, der früher offenkundig sehr erfolgreich agiert hatte und weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus einen guten Ruf als Geschäftsmann mit "Mut und Weitblick" genossen hatte.

Alexander C. galt als eloquent mit einem guten Draht zum Rathaus. Der gelernte Industriekaufmann war Vorsitzender des Unternehmerverbandes KIM, der Kraillinger Innovationsmeile.

Souverän und dynamisch führte er in dem Verein die Regie, und durfte beim Neujahrsempfang der CSU-Krailling 2007 eine Präsentation mit dem Thema abhalten: "10 Jahre Kraillinger Innovations-Meile - eine Erfolgstory".

Hochgiftiger Schutt in der Grube

Für den Abfallentsorger endete diese Story vermutlich spätestens im Jahr 2012, als die Behörden und die Kripo verdächtigen, hochgiftigen Gleisschotter und Bauschutt von Technosan in den Gruben fanden, die dort offenbar nicht hingehörten. Die Behörden sperrten die Verwertungsanlage in Neuötting ab.

Kurz danach hatte Martin Eickelschulte, Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer (IHK) Starnberg, noch bekundet, dass er den Kraillinger Unternehmer als "guten und seriösen Geschäftsmann" kenne. Man müsse allerdings die Ermittlungen abwarten. Ähnlich äußerte sich damals eine Sprecherin der IHK München und Oberbayern.

Sie betonte allerdings auch: Wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, entspreche das Mitglied nicht mehr dem Bild des "ehrbaren Kaufmanns" wie es die IHK verlange. Allerdings hatte sich Alexander C. noch im Oktober 2011 zum Vorsitzenden des IHK-Umweltausschusses für München und Oberbayern wählen lassen.

Das Votum war damals einstimmig ausgefallen. In seiner Antrittsrede hatte Alexander C. laut IHK zu aktiver Mitarbeit aufgefordert, um mit Stellungnahmen und Positionspapieren Einfluss auf zukünftige gesetzliche Vorhaben zu nehmen.

Vor den Trümmern seiner Existenz

Im Prozess hatte der Unternehmer, der seine Firma laut seiner drei Mitangeklagten autoritär geführt hatte, ein Teilgeständnis abgelegt. Er habe zu großen Ehrgeiz gehabt, als umweltbewusster Abfallentsorger mit neuen Ideen der "Beste" in der Branche sein zu wollen.

Er bedaure sehr, dass es zu "diesen Dingen gekommen" sei. Nun steht der einst angesehene Geschäftsmann vor den Trümmern seiner bürgerlichen Existenz. Das Firmengebäude im Kraillinger Gewerbegebiet ist ebenso wie einer seiner Jugendstilvillen zwangsversteigert.

Sein Haus musste er verkaufen. Der 49-Jährige ist aus Krailling weggezogen. Er hat "sein Vermögen und seinen Ruf verloren", sagte zum Prozessende ein Verteidiger und sprach von einer "ziemlichen Fallhöhe".

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Quelle:
SZ vom 20.10.2015
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