Süddeutsche Zeitung

Gemeinderat Herrsching:Knappe Mehrheit für Baumschutzverordnung

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Wie die entsprechenden Regelungen konkret aussehen sollen, ist noch offen. Ein Arbeitskreis soll einen Entwurf erarbeiten.

Von Linus Freymark, Herrsching

In Herrsching wird es demnächst wohl eine Baumschutzverordnung geben. Das hat der Gemeinderat in dieser Woche beschlossen. Die Mehrheitsverhältnisse dabei waren jedoch äußerst knapp: Die Abstimmung ging 13:11 aus. Wie genau die neue Verordnung aussehen soll, ist allerdings noch unklar. Ein Arbeitskreis soll die genauen Inhalte des Papiers ausarbeiten.

Mehrere Rodungen hatten die Debatte um eine Baumschutzverordnung ausgelöst: Allein am Kienbach fielen nach Angaben der Bürgerinitiative (BI) "Pro Natur Herrsching" bislang 43 Bäume wegen Sanierungsarbeiten für den Bach. Die BI hatte sich im vergangenen Jahr gegründet mit dem Ziel, das Gebiet für Mensch und Natur lebenswert zu erhalten. Dafür ist nach Ansicht von "Pro Natur Herrsching" eine Baumschutzverordnung zwingend notwendig. Die BI hatte deshalb einen Bürgerantrag eingebracht und dafür im Vorfeld binnen kurzer Zeit fast 400 Unterschriften gesammelt. Überdies lieferte die BI auch direkt einen eigenen Entwurf für die Verordnung mit, den der Gemeinderat jedoch mit deutlicher Mehrheit ablehnte.

Die Initiative befürchtet, dass im Zuge der geplanten Arbeiten am Kienbach noch weitere Bäume gefällt werden; Ersatzpflanzungen seien bislang nicht vorgesehen. "Die Beschattung des Kienbachs wird durch die Fällungen immer geringer", schreibt Pro Natur Herrsching in einer Mitteilung. Dies wiederum habe "eine negative Auswirkung auf die aquatische Flora und Fauna". Als Ausgleichsmaßnahme für die Eingriffe in die Natur fordert die BI unter anderem die Anpflanzung neuer Bäume, die Einrichtung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie Maßnahmen zur Beschattung des Bachlaufs.

Herrschings Bürgermeister Christian Schiller (parteilos) steht einer Baumschutzverordnung weiterhin kritisch gegenüber. "Ich bin der Meinung, dass das nicht notwendig ist", sagte er der SZ. Man habe bereits im Mai vergangenen Jahres beschlossen, den Baumschutz voranzutreiben - jedoch ohne Verordnung. Diese würde die Bürger beeinträchtigen und einen hohen bürokratischen Aufwand mit sich bringen. Nicht umsonst habe Herrsching im Jahr 2018 eine bis dahin geltende Verordnung wieder gekippt. "Wir haben Erfahrung und wissen auch von anderen Gemeinden, dass es damit Schwierigkeiten gibt", erklärte Schiller.

Wann mit ersten Ergebnissen in Sachen Baumschutzverordnung zu rechnen ist, ist ohnehin offen. Der Arbeitskreis Umwelt wurde zwar im Grundsatz mit der Ausarbeitung des Papiers beauftragt. Wann jedoch mit einem ersten Entwurf zu rechnen ist, ist unklar. In diesem Jahr dürfte es voraussichtlich nicht dazu kommen.

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