Süddeutsche Zeitung

Amtsgericht Starnberg:"Der hat uns von hinten links abgeschossen"

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Ein 32-jähriger Autofahrer ist im Mai 2021 betrunken in einen Stau gerast und mit einem anderen Fahrzeug kollidiert. Dafür wird er zu fünf Monaten Freiheitsstrafe zur Bewährung verurteilt - auch der Führerschein ist erstmal weg.

Von Christian Deussing, Gilching

Bis zum frühen Morgen hatte der Mann aus dem Raum Landsberg im Mai vorigen Jahres mit Verwandten in Washington gechattet und dabei viel Alkohol getrunken. Nach wenigen Stunden Schlaf setzte sich der Ingenieur dann am Vormittag ins Auto, weil er für einen Kollegen einen Termin übernehmen musste. Eine fatale Entscheidung, denn kurz darauf verursachte der 32-Jährige auf der Lindauer Autobahn bei Gilching in Richtung München einen schweren Unfall.

Laut Anklage war er wegen eines Staus bremsenden Autos in Richtung München auf die linke Spur ausgewichen, prallte dabei mit seinem Wagen gegen die Mittelleitplanke und kollidierte seitlich mit dem Vordermann. Der Angeklagte war mit 1,9 Promille im Blut unterwegs, als er beide Autos zu Schrott fuhr. Verletzt wurde aber niemand.

Der sechsfache Familienvater wurde am Montag vom Starnberger Amtsgericht wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs zu einer Bewährungsstrafe von fünf Monaten verurteilt. Er muss auch 1800 Euro an das Rote Kreuz zahlen. Zudem wurde ihm für ein weiteres Jahr die Fahrerlaubnis entzogen. Auffällig sei gewesen, dass dem Unfallverursacher seine erhebliche Alkoholisierung nicht anzumerken gewesen sei, sagte der Amtsrichter - und, dass der Angeklagte damals bereits am Vormittag betrunken war.

Zunächst wurde die Alkoholisierung nicht bemerkt

Im Prozess wurde auch der geschädigte Autofahrer aus dem Allgäu befragt. "Der hat uns von hinten links abgeschossen, als ich wegen des Staus auf etwa 120 Stundenkilometer runtergebremst habe", berichtete der 46-jährige Bauleiter. Sein Beifahrer sei zum Glück auch unverletzt geblieben. Sie hätten sich nach der Kollision fast normal mit dem Unfallgegner unterhalten und seine Alkoholisierung gar nicht bemerkt. Selbst einem Polizisten war diese zuerst nicht aufgefallen. Erst als er dem Unfallfahrer sehr nahe gekommen sei, habe er seinen Alkoholgeruch vernommen und eine Blutentnahme angeordnet, sagte der Polizeibeamte. Der Autofahrer habe sich aber sehr kooperativ verhalten.

Der Angeklagte räumte die Vorwürfe ein und entschuldigte sich dafür. Der 32-Jährige versicherte, seit dem Unfall keinen Alkohol mehr zu trinken und sich "immer vorsichtig" zu verhalten. Dazu rät ihm das Gericht auch dringend, denn bereits vor vier Jahren war der Mann mit 1,7 Promille im Verkehr erwischt worden - damals auf einem Motorroller.

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