Süddeutsche Zeitung

Geschäfte im Landkreis:"Dann ist die Stadt dunkel"

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Die Starnberger Wirtschaftsreferentin Anke Henniger und ihre Kollegen wollen Einzelhändlern mit einer Kampagne helfen, die lokales Einkaufen propagiert

Interview von Peter Haacke, Starnberg

Schwere Zeiten durchlebt derzeit der Einzelhandel: Die meisten Geschäfte sind geschlossen, die Umsatzeinbußen sind enorm, die Kosten bleiben. Einige Geschäftsinhaber haben bereits aufgegeben, andere dürften folgen. Dies könnte fatale Folgen für die Infrastruktur der Dörfer und Städte haben. Die drei Wirtschaftsreferenten der Stadt Starnberg - Anke Henniger (FDP), Stefan Kandler (BMS) und Rudi Zirngibl (CSU) - wollen dem Ausbluten der Innenstadt nicht länger tatenlos zusehen. Sie haben einen "virtuellen Stammtisch" für Starnbergs Einzelhändler gegründet, der sich am Mittwoch pandemiebedingt vor den heimischen Rechnern traf. Stadträtin Henniger ist mit dem Ergebnis der ersten Zusammenkunft durchaus zufrieden.

SZ: Frau Henniger, Sie haben den ersten Starnberger Stammtisch für Einzelhändler maßgeblich initiiert. Wie ist die Videokonferenz gelaufen?

Anke Henniger: Wir hatten 26 Teilnehmer aus unterschiedlichen Branchen und haben eineinhalb Stunden miteinander debattiert. Hauptthemen waren ein langfristiges Konzept für die Innenstadt, eine intensivere Kommunikation zwischen Stadt und Einzelhandel und flankierende Aktionen. Ich bin froh, dass wir's gemacht haben. Die große Teilnehmerzahl zeigt mir, dass wir den Nerv getroffen haben.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir werden kurzfristig in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (GWT) eine Kampagne zum Thema "Buy local" initiieren. Dazu gibt es eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, den Wirtschaftsreferenten, GWT und Einzelhändlern, die sich am Dienstag zum ersten Mal trifft.

Welche Eckpunkte haben Sie für das Konzept gesetzt? Gibt es Ideen, wie man die bedrohliche Lage für den Einzelhandel kurzfristig verbessern könnte?

Das Konzept wird aufgesetzt auf Bausteine, die von der GWT bereits entwickelt und anderweitig genutzt wurden, um den Einzelhandel hier am Ort zu stärken. Des Weiteren haben wir über eine außergewöhnliche Aktion nachgedacht, die aber noch nicht fix ist: Wir möchten Gastronomen und Einzelhändler bitten, an einem Abend im Februar eine Stunde lang alle Lichter zu löschen, um den Starnbergern zu signalisieren, was es bedeutet, wenn sie nicht am Ort einkaufen. Dann ist die Stadt dunkel.

Dem hiesigen Einzelhandel ging es ja teilweise auch vor der Corona-Pandemie schon nicht so gut. Haben Sie in diesen besonderen Zeiten schon erste Perspektiven aufzeigen können oder werden noch weitere Geschäfte unter erschwerten Bedingungen aufgeben müssen?

Wir hoffen, dass wir durch die Krise kommen und danach mit einem verbesserten Innenstadtkonzept zu alter Stärke zurückfinden. Es gibt aber auch Stimmen, die besagen, dass angeblich jeder zweite Einzelhändler darüber nachdenkt aufzugeben.

Spielte bei Ihren Überlegungen denn auch eine Rolle, wie man neben der Stadt auch Landkreis und Freistaat für das Überleben des Einzelhandels mit einbinden könnte?

Über die GWT und IHK denken wir auch über den Landkreis hinaus. Ganz oben auf unserer Wunschliste steht ein festangestellter Standortförderer, der sich als Manager und hauptberuflicher Ansprechpartner um die Einzelhändler kümmert: ein Profi in Diensten der Stadt.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2021
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