Süddeutsche Zeitung

Berg:Bürgermeister-Kandidat nennt Asylunterkunft "Schandfleck"

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Robert Schmid (CSU) stimmt gegen die Container. Bürgermeister Rupert Monn rügt ihn und verweist auf gut integrierte Flüchtlinge, die gezwungen sind, dort zu leben.

Von Sabine Bader, Berg

Eine Containeranlage am Ortseingang ist bekanntlich weniger schön anzusehen als kleine Einfamilienhäuschen. Dass sich mit den Wohncontainern am Lohacker in Berg, in denen 96 Asylbewerber untergebracht werden können, nicht gerade ein Architekturpreis gewinnen lässt, ist den Bergern bewusst. Und dennoch akzeptieren die allermeisten von ihnen die Bauten, weil sie um deren Notwendigkeit wissen.

Der eben erst von der Berger CSU nominierte Bürgermeisterkandidat Robert Schmid sieht dies anders. Er erklärte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend, in der es um eine Verlängerung der Anlage bis 2026 ging, er werde dem keinesfalls zustimmen: "Der Schandfleck gehört so schnell wie möglich weg!" Bürgermeister Rupert Monn sagte auf Anfrage, am Ratstisch habe deshalb betretene Stille geherrscht. Und er habe CSU-Gemeinderat Schmid in nichtöffentlicher Sitzung eine Rüge erteilt.

Am kommenden Tag noch einmal von der SZ mit dieser Äußerung konfrontiert, wiederholte Schmid die Aussage. Er sei schon 2016, als die Anlage gebaut wurde, gegen das Vorhaben gewesen. "Und daran hat sich auch nichts geändert." Als Einziger im Gemeinderat stimmte er gegen die Verlängerung der Container-Frist.

Zur Begründung seiner Haltung fügte er tags darauf an: "Ich bin grundsätzlich mit der Flüchtlingspolitik von Frau Merkel nicht einverstanden." Die Kommunen und die Bürger hätten in der Flüchtlingsfrage nichts mitzureden gehabt. Persönlich habe er aber nichts gegen die Bewohner der Container, meinte er. Auch habe seine Ablehnung der Unterkünfte nichts mit der Tatsache zu tun, dass er am Lohacker, in der Nähe der Anlage, seinen Malerbetrieb und sein Wohnhaus habe.

In der öffentlichen Gemeinderatssitzung hatte Monn sich mit einem Kommentar zu Schmids Wortmeldung zurückgehalten. "Ich war sehr überrascht von der Aussage", sagte er zur SZ. Und anderen Gemeinderäten sei es wohl ähnlich ergangen. Die Rüge für Schmid begründete er mit den Worten, beim Thema Flüchtlinge sei "sehr große Sensibilität" angebracht. Die Rathausverwaltung habe jeden Tag mit den Menschen aus dem Containerdorf und ihren Problemen zu tun. Monn nannte als Beispiel ein Ehepaar mit drei Kindern, das in Berg gut integriert sei: Der Mann habe Arbeit, und auch seine Frau, die bereits gut deutsch spreche, werde demnächst eine Stelle antreten. "Sie müssen in den Containern in sehr beengten Verhältnissen leben. Da sollten wir es ihnen wenigstens so annehmbar wie möglich machen", so Monn.

Genauso sieht es die Dritte Bürgermeisterin Elke Link (QUH). "Natürlich wünschen sich die Familien, dass sie bald eine bessere Unterkunft bekommen." Dies sei auch nur allzu verständlich, sagte sie und erinnerte daran, dass die Leute bis zum Bau der Container noch am Huberfeld in Zelten leben mussten. "Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind." Generell sei es der guten Arbeit des Helferkreises zu verdanken, dass das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Flüchtlingen so gut funktioniere. "Wir als Gemeinde sind sehr dankbar, dass sich die Helfer bei uns so engagierten", sagte sie. Robert Schmids Aussage wollte Link, die sich wie er um die Nachfolge von Rathauschef Monn bewirbt, "ausdrücklich nicht kommentieren". Allerdings erwähnt sie den Vorfall im Internetblog ihrer Partei.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2019
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