Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Hof:Hotel mit Geschichte

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In 155 Jahren hatte das Haus wohl einige prominente Gäste.

Der "Bayerische Hof" hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das 1865 erbaute Hotel ist das letzte noch unverändert existierende Gebäude aus der Anfangszeit des Bahnhofplatzes und hat großen Wert für das Starnberger Stadtbild. Prägend sind die doppelläufige Freitreppe und das Blumenrondell mit Fontäne. Das Haus wurde 1881, 1901 und 1905 dezent erweitert. Hätte es aber Ohren und Mund, ergäben sich wohl viele spannende Geschichten: So soll Prinzessin Sisi, Kaiserin von Österreich-Ungarn, dort mehrfach logiert haben. Ins Bewusstsein der Starnberger aber rückt das Hotel erst seit Mitte der Siebzigerjahre mit einem emotionsgeladenen Streit. Ausgewählte Stationen in chronologischer Folge:

1950: Ein Architekt präsentiert Pläne zum Bau eines "Luxushotels der internationalen Spitzenklasse" mit repräsentativem Stadtsaal anstelle des Bayerischen Hofs; das Vorhaben scheitert.

1969: Die Stadt erwirbt den Bayerischen Hof von Herzog Max in Bayern für etwa eine Millionen Mark mit Hilfe eines Darlehens der Kreissparkasse und überlässt der Bank ihr Grundstück am Kirchplatz.

1974: Der "Studienkreis für Tourismus" schlägt eine Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes und den Abriss des Hotels zugunsten eines Neubaus mit Stadtsaal vor.

1976: Gründung einer Bürgerinitiative zum Erhalt historischer Starnberger Gebäude.

1977: Die CSU befürwortet eine Kombination aus Hotel und Kultursaal im Bereich Bayerischer Hof und Alte Oberschule.

1978: Die SPD will einen Veranstaltungssaal zwischen Hotel und Alter Oberschule, die FDP stimmt ebenfalls zu.

1979: Der Stadtrat plädiert für den Bau eines Stadtsaals mit Tiefgarage, lässt die Zukunft des Hotels aber offen.

1980: Die Denkmalpflege erachtet den Bayerischen Hof als nicht schutzwürdig.

1982: Die Stadt verhandelt mit Bauträgern über die Übernahme des Areals.

1983: Für Hotel und Stadtsaal ist ein Bauträger gefunden, der Vertrag ist kurz vor dem Abschluss; im Gespräch ist der Bau eines Hilton-Hotels.

1985: Der Widerstand wächst; BI, SPD und Grüne wollen das alte Hotel retten.

1985: Bei einer Podiumsdiskussion mit 300 Zuhörern - gemeinsam initiiert von Starnberger Merkur und Starnberger Neueste Nachrichten - plädiert eine Mehrheit nachdringlich für den Erhalt des Bayerischen Hofs.

1992: Nach acht Jahren ist eine Renovierung des Hotels abgeschlossen; Pächter Rudi Gaugg hat das Haus verschönert.

1999: Der Bayerische Hof wird überraschend unter Denkmalschutz gestellt. 2011: Die Nutzung von Dachgeschoss und zweitem Obergeschoss werden im Hotel Bayerischer Hof untersagt. 2012: Gutachter fällen ein vernichtendes Urteil zum Zustand des Hauses wegen statischer und technischer Mängel.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2020
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