Süddeutsche Zeitung

Starnberger See:Auf der Flucht vor Schwimmern

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Immer häufiger baden Menschen direkt im lebensgefährlichen Bereich der Dampferstege. Die Bayerische Seenschifffahrt gerät daher unter Druck: Aus Sicherheitsgründen können ihre Schiffe nicht mehr anlegen - was wiederum die Fahrgäste massiv verärgert.

Von Astrid Becker, Starnberg

Ein wenig erinnert die Szene an einen Film. Ein Jugendlicher springt vom Steg auf den Ausflugsdampfer Bernried, rennt durch das ganze Schiff und hechtet dann auf der anderen Seite kopfüber in den Starnberger See. Michael Grießer erzählt diese Geschichte - und sein Tonfall verrät eines: Sie ist nicht seiner Fantasie entsprungen. "Mit den Schwimmern haben wir gerade ein massives Problem", sagt der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. Immer häufiger würden sich die Badenden im Wasser in der Nähe der Dampferstege aufhalten - und damit ihr Leben gefährden.

"Stellen Sie sich einfach mal vor, was für einen Druck im Wasser unsere Schiffe mit ihren 300 Tonnen oder mehr erzeugen können", sagt Grießer. Da helfe es auch nicht, sich als Schwimmer unter die Stege zurückzuziehen, wenn einer der Dampfer anlegen wolle: "Manche halten sich dann noch an den Pollern fest, die aber durch die Masse der Schiffe verrückt werden können. Die Schwimmer laufen dann wirklich Gefahr, zerquetscht zu werden." Zumal die Sicht von ganz oben von der Brücke nicht immer optimal sei, gerade bei den großen Schiffen wie der Starnberg: "Da übersehen Sie schnell mal einen Kopf im Wasser."

Die Schiffsführer lösen das Problem auf ihre Weise: Entdecken sie einen Menschen in der Nähe der Anlegestellen, drehen sie ab, um die Schwimmer nicht zu gefährden. Die Folgen sind fatal: Die Fahrgäste, die zusteigen wollen, bleiben am Steg stehen und schauen ihrem Schiff hinterher. Und diejenigen, die aussteigen wollen, können es nicht - und reagieren entsprechend wütend.

Für die Fahrgäste wie für die Besatzung eine schwierige Situation, die einfach "nicht sein muss", wie Grießer sagt. Er appelliert daher an alle Badenden, sich von den Dampferstegen fernzuhalten - zumal Baden und Sporttauchen nach den Regelungen der Bayerischen Schifffahrtsordnung außerhalb öffentlicher Badeplätze ohnehin nur erlaubt ist, wenn die Schifffahrt nicht gefährdet wird.

Die Beschwerden der Fahrgäste werden immer mehr

Im Moment allerdings ist sie das wohl häufiger: "Die Probleme werden immer massiver - und zwar an beiden Seen: Starnberger See wie Ammersee", sagt Grießer. Auf der Website der Bayerischen Seenschifffahrt sind mittlerweile entsprechende Hinweise für Fahrgäste eingestellt. "Aus Sicherheitsgründen sind die Schiffsführer in Ausnahmefällen gezwungen, an Anlegestellen vorbeizufahren." Fahrgäste könnten dann weder zu- noch aussteigen. Dennoch: Die Beschwerden deshalb haben laut Grießer zugenommen. Das dürfte dem Geschäftsführer nach der Pannenserie an den Schiffen des Starnberger Sees nur wenig gefallen.

Besonders häufen sich die Vorfälle mit Badenden ihm zufolge in Breitbrunn, Bernried, an der Starnberger Seepromenade und am Bucentaurpark direkt an der Werft der Schifffahrt, wo das Schwimmen ohnehin grundsätzlich verboten ist. Auch vom Tegernsee ist ähnliches zu vernehmen. Nur am Königssee scheint es kaum Probleme zu geben: Als Gebirgssee ist er selbst bei hochsommerlichen Temperaturen für ein Bad recht frisch.

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