Süddeutsche Zeitung

Asylpolitik:Helfer am Ende

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Gemeinde Weßling genehmigt halbe Stelle für Flüchtlingsarbeit

Von Patrizia Steipe, Weßling

Einen Hilferuf hatte die Nachbarschaftshilfe (NBH) Weßling vor einem Jahr an die Gemeinde gerichtet. Die Koordination der Flüchtlingsarbeit sei mittlerweile so zeitintensiv, dass sie ehrenamtlich nicht mehr zu leisten sei. 140 Geflüchtete leben derzeit in der Kommune. Die Nachbarschaftshilfe hat sich seit 2015 mit etwa 50 Ehrenamtlichen beispielsweise um Deutschkurse, Behördengänge, Bewerbungstraining, Freizeitgestaltung und die Fahrradwerkstatt gekümmert. Doch die Anfangseuphorie sei teilweise einer Erschöpfung gewichen. "Dem Integrationspunkt als Zusammenschluss der ehrenamtlichen Mitarbeiter droht die Auflösung", so der Vorstandsvorsitzender der NBH, Stephan Troberg. "Unheimlich mühsam" sei das Organisieren der Projekte. Deswegen liegen auch die gekauften Pfosten für ein Volleyballnetz noch immer herum. Zuerst müsse nämlich das Einbetonieren der Fundamente in die Wege geleitet werden, und auch die Fahrräder in der Gemeinschaftsunterkunft stehen immer noch im Freien. Hier geht es um die verschiedenen Angebote für eine Überdachung, die ausgewertet werden müssen.

Wenn die Gemeinde dem Verein für ihren "Integrationspunkt" eine halbe Stelle finanzieren würde, um Aufgaben zu koordinieren, wäre das eine große Entlastung. Die Nachbarschaftshilfe hat sich bereits Gedanken über die Aufgaben eines Koordinators gemacht. Er sollte die Helfergruppen unterstützen, sich um die Finanzen kümmern, den Kontakt zu Behörden und Helferkreisen halten und als Ansprechpartner Anfragen an den Integrationspunkt beantworten.

Im Haushalt hat der Gemeinderat eine halbe Stelle für die Flüchtlingsbetreuung genehmigt. Allerdings steht noch nicht fest, wo diese Stelle angesiedelt werden soll. Vor einer Entscheidung ließ sich der Gemeinderat über die Flüchtlingsarbeit in der Gemeinde informieren.

Derzeit kümmert sich in der Verwaltung eine Asylbeauftragte ein paar Stunden in der Woche um die Flüchtlingsarbeit, seit Anfang des Jahres ist die Innere Mission im Landkreis Starnberg im Auftrag der Regierung für einige Stunden in der Woche in der Gemeinschaftsunterkunft als Ansprechpartner für die Flüchtlinge tätig. Die Hauptarbeit wird aber von der Nachbarschaftshilfe geleistet. Etwa 160 Stunden in der Woche sind Helfer dort mit der Integration der Flüchtlinge beschäftigt.

2019 habe die Innere Mission im Rahmen der Bayerischen Beratungs- und Integrationsrichtlinie in allen Landkreisgemeinden die Betreuung in den 14 Gemeinschaftsunterkünften übernommen, erklärte Andrea Betz, Abteilungsleiterin der Inneren Mission. Eine Fachkraft ist derzeit 40 Stunden in der Woche in den Gemeinschaftsunterkünften der Gemeinden Weßling und Gilching tätig. Sie ist in das Team der Flüchtlings- und Integrationsberater des Landkreises eingebunden und an die Fachabteilung "Hilfen für Flüchtlinge, Migration und Integration in München angebunden", erklärte Betz. Schwerpunkt der Arbeit ist die Beratung zum Asylverfahren, Unterstützung bei der Integration in Schule, Ausbildung und Arbeit, Wohnungssuche, Schwangerschaft und Gesundheit.

Stephan Troberg hofft jedoch, dass der Gemeinderat die halbe Stelle bei der Nachbarschaftshilfe ansiedeln und damit "einen sozialen Verein aus Weßling" unterstützen wird. "Die Bindung der ehrenamtlichen Helfer, die sich enorm für die NBH einsetzen, ist großartig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles auf die Innere Mission übertragbar wäre", sagte der Vorsitzende.

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Quelle:
SZ vom 03.04.2019
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