Süddeutsche Zeitung

Artenschutz im Landkreis Starnberg:Schwacher Start beim Bienenprojekt

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Unter dem Motto "Der Landkreis blüht auf" will der Biologe Reinhard Witt in bunte Wiesen verwandeln - noch ist aber die Resonanz gering.

Von Michael Berzl, Starnberg

Auf die richtige Mischung kommt es an, findet der Biologe Reinhard Witt. Da können blauer Natternkopf oder gelbe Färberkamille dazu gehören, das purpurne Nelkenleimkraut oder auch Glockenblumen und die lila blühende Taubenskabiose. Hauptsache heimisch und möglichst mehrjährig. Welche Pflanzen sich wo eignen, will der Naturgartenplaner nun Vertretern von Gemeinden und Firmen im Fünfseenland zeigen. "Der Landkreis blüht auf", lautet das Motto, für das der Freisinger im vergangenen November in Drößling bei einer Auftaktveranstaltung der Solidargemeinschaft Starnberger Land und der Gartenbauvereine geworben hatte. Nun geht es in die Praxis. Im Mai werden geeignete Flächen ausgesucht, im Juli soll dann eine davon bepflanzt werden, um als Vorbild für die anderen zu dienen.

Insgesamt 36 Grundstücke stehen zur Auswahl, berichtet Witt. Nach den Worten der Starnberger-Land-Vorsitzenden Jana Schmaderer aus Andechs gehören dazu Grundstücke beim Klosterparkplatz, beim Wertstoffhof in Seefeld und bei der VR-Bank in Herrsching. Dem Aufruf, Flächen zu melden, die unter fachkundiger Anleitung zu blühenden Wiesen werden, sind die beiden Gemeinden Andechs und Seefeld gefolgt, außerdem die Stadt und der Landkreis Starnberg, die VR-Bank, die Firma TQ Systems und die Wasser- und Abwasserbetriebe am Ammersee (AWA). Per Dringlichkeitsantrag fordern die Gautinger Grünen, dass sich die Gemeinde schnellstmöglichst dem Projekt anschließt. Die bisherige Resonanz findet Schmaderer etwas enttäuschend. "Das ist mäßig zufriedenstellend", sagt sie insbesondere mit Blick auf die Meldungen aus den Rathäusern. "Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass alle mitmachen". Allerdings pflanzen viele Gemeinden auch jetzt schon ohne Anleitung Blumenwiesen an, beispielsweise auf Verkehrskreiseln oder an Straßenrändern.

Im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck, der sich seit einem Jahr systematisch auf den Weg vom Einheitsgrün zur Blumenpracht gemacht hat, ist Emmering die Vorbildgemeinde für die Initiative "Brucker Land blüht auf", der acht weitere Kommunen und der Landkreis gefolgt sind. Der Naturgartenplaner Witt, der seine Berufung zum Beruf gemacht hat, ist aber auch mit der Resonanz in Starnberg zufrieden. "Alles gut, das reicht", meint er. Denn er hofft auf einen Multiplikatoreneffekt, dass sich also sein Modell auch hier noch mehr herumspricht und gedeiht.

Bisher funktioniert das im Münchner Umland und weit darüber hinaus ganz gut; die Ideen des promovierten Biologen verbreiten sich besser als Löwenzahnsamen im Wind. In Ebersberg und Haar haben sie fruchtbaren Boden gefunden, im Landkreis Dingolfing und in Bad Abbach, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch im Ausland ist Witt unterwegs, in Luxemburg und Liechtenstein etwa. An diesem Donnerstag hat er einen Termin in Vorarlberg.

Seine Mission ist es, möglichst viele Blumenwiesen zu schaffen, wo heimische und mehrjährig blühende Pflanzen wachsen und somit Bienen und Insekten Nahrung finden. Witt berät dabei Gemeinden, Firmen und Verbände, er schult Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe. Der Fachmann berücksichtigt bei der Auswahl von Blumen und Sträuchern die Lage und Beschaffenheit der Böden. Nicht überall eignen sich die gleichen Pflanzen. Von den Saatgutmischungen, die in Baumärkten oder Gartencentern angeboten werden, hält er wenig, weil sie oft auch Samen von exotischen oder nur einjährigen Pflanzen enthielten. "Täuschpackungen", nennt er die.

Blühwiesen sind naturgemäß auch bienenfreundlich. Wie aktuell Witts Anliegen ist, zeigt der große Erfolg des Volksbegehrens zum Erhalt der Artenvielfalt in Bayern. Die Zustimmung war nirgendwo sonst so hoch wie im Landkreis Starnberg.

Ursula Huber vom Netzwerk Blühende Landschaft gibt am kommenden Mittwoch, 13. März, im Feldafinger Bürgersaal Tipps für artenreiche Gärten und Balkone. Der Vortragsabend des Bundes Naturschutz beginnt um 19.30 Uhr . Einleitend erläutert Bürgermeister Bernhard Sontheim , wo die Gemeinde heuer Blühflächen schafft.

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Quelle:
SZ vom 07.03.2019
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