Süddeutsche Zeitung

Ammersee:Mehr Wasser unterm Sprungturm

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Der lange und heiße Sommer verursachte einen so niedrigen Pegel, dass die Vorrichtung gesperrt werden musste. Nun will die Gemeinde Herrsching den Grund an der Stelle ausbaggern lassen.

Von Marcella Rau, Herrsching

Eigentlich ist es ein perfekter Sommer gewesen: Warmes Badewetter zog über Wochen hinweg Einheimische wie Touristen in die Ammerseegemeinde. Klein und Groß tummelte sich auf Liegewiesen und Stegen in Herrsching. Eines jedoch fehlte in diesem Jahr: Der Sprungturm am Seewinkel, gerade für jüngere Besucher sicherlich eine der besonderen Attraktionen, musste in diesem Sommer gesperrt bleiben. Besonders ernüchternd fiel die Entscheidung der Gemeinde angesichts des Umstandes aus, dass die drei Meter hohe Plattform erst in diesem Sommer neu aufgebaut worden war, nachdem der alte Turm durch Vandalismus irreparable Schäden davongetragen hatte.

Pünktlich zu Beginn der Sommerferien war der Turm dann auch fertig, die Freude jedoch währte nur kurz, der ungewöhnliche Sommer zeigt seine Schattenseite: Das anhaltend heiße und trockene Wetter sorgte für anhaltend niedrige Wasserstände, die Gemeinde musste Konsequenzen ziehen und entschied sich dafür, den Sprungturm sperren, denn viel zu gefährlich wäre ein Sprung in derart seichtes Wasser. Um gefahrlos von der Plattform ins Wasser tauchen zu können, ist eine Tiefe von mindestens 3,20 Metern Voraussetzung. Tatsächlich blieb der Wasserpegel jedoch zeitweise sogar hinter der Drei-Meter-Marke zurück.

Tatsächlich war der Wasserpegel seit dem Beginn der Aufzeichnungen in den Sechzigerjahren noch nie so lange auf einem vergleichbar niedrigem Niveau, bestätigt Leonore Meder, die Abteilungsleiterin für den Landkreis beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Seit März befindet sich der Pegel zwischen Niedrig- und Mittelwasser, berichtet die Expertin. Dass das Wasser so tief sinke, komme schon einmal vor, außergewöhnlich sei aber vor allem die lange Dauer.

Die Gemeinde zieht nun Konsequenzen aus der Erfahrung des vergangenen Sommers und will die Nutzung des Sprungturms in Zukunft nicht mehr dem Zufall überlassen. Der Bauausschuss hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den See im Bereich des Sprungturms ausbaggern zu lassen, um so eine ausreichende Tiefe auch bei Niedrigwasser zu gewährleisten. Ganz günstig ist dieses Unterfangen allerdings nicht. Alleine die Kosten für die Baustelleneinrichtung beliefen sich auf etwa 6000 Euro, wie Bauamtsleiter Guido Finster erklärt. Für die eigentlichen Arbeiten inklusive der Entsorgung das ausgehobenen Materials müsse man noch einmal mit etwa 4000 bis 9000Euro zusätzlich rechnen. Allerdings, so Finster, planten auch die beiden Segelclubs HSC und RMD Baggerarbeiten, sodass man sich die Kosten für die Baustelleneinrichtung teilen könne. Beide Segelclubs hätten dazu Bereitschaft erklärt.

Bevor mit den Arbeiten begonnen werden kann, bedarf es jedoch zunächst der wasserrechtlichen Genehmigung des für den Ammersee zuständigen Landratsamtes Landsberg. Je nachdem, wie groß der Umfang der Arbeiten sei, müssten hierfür auch Vertreter von Naturschutz, Fischerei und Wasserwirtschaftsamt hinzugezogen werden, wie Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamtes, erklärt. Allerdings kämen solche Arbeiten immer wieder vor. In Dießen etwa sei vor einigen Jahren der Bereich um den Steg ausgebaggert worden, damit dieser für Bootsanlieger zugänglich bliebe, erinnert sich Müller.

Auf der gegenüberliegen Seeseite gibt es dasselbe Problem im Übrigen nicht. Wo der Uttinger Sprungturm stehe, gebe es eine steile Vertiefung, erklärt Josef Lutzenberger, Bürgermeister der Westufergemeinde. Ob es sich um eine natürliche handelt, möchte er nicht beurteilen: "Vielleicht wurde da auch für den Sprungturm ausgebaggert, das muss dann aber lange vor meiner Zeit gewesen sein."

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Quelle:
SZ vom 14.09.2018
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