Süddeutsche Zeitung

Aktion:Zusammen fürs Klima

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In Gauting demonstrieren mehr als 200 Menschen für mehr Umweltschutz und weniger Konsum. Das Veranstaltungsteam gibt konkrete Tipps, wie sich Müll vermeiden lässt.

Von Blanche Mamer, Gauting

Viele selbstgemalte Plakate werden hoch gehalten, das Stelzentheater "Zebra" stolziert mit drei Figuren durch die Menschenmenge und verteilt in Papier gewickelte Blumensamen-Kugeln: Die Stimmung bei der Kundgebung des Klimabündnisses Starnberg am Samstag um fünf vor Zwölf an der Einmündung der Hubert-Deschler-Straße in Gauting ist trotz des ernsten Anliegens locker, positiv, fast fröhlich. Mehr als 200 interessierte Bürger, darunter etliche Kinder und Jugendliche, sind zu der Versammlung gekommen und zeigen ihren Willen, fürs Klima aktiv zu werden. Anders als am Freitag in Starnberg, als es in Strömen regnete, spielt das Wetter mit. Die Aktion "Wir fürs Klima", organisiert von Hans Wilhelm Knape, Veronika Klaus und Bettina Steinert, ist weit und bunt gestreut. Schülerinnen der Munich International School sind dabei, die Pfarrerin der evangelischen Christuskirche spricht, mit einem Poetry-Slam-Beitrag und einer Breakdance-Performance von Viertklässlern werden die eindringlichen Reden und Aufrufe aufgelockert.

Wie sich bei der Demo zeigt, sind es nur selten Statistiken und theoretische Überlegungen, sondern vielmehr persönliche Erfahrungen, welche den Teilnehmern bewusst machen, dass ein Umdenken nötig ist. Von einem Urlaub in Griechenland und schwimmendem Plastikmüll in jeder Bucht berichtet Bettina Steinert vom Veranstaltungsteam. Das habe ihr klar gezeigt, dass "wir alle an diesem Umweltfrevel und dem Klimawandel" beteiligt sind. Darum sei nun Plastikfasten angesagt. Der Gautinger Grünen-Gemeinderat Heinrich Moser ruft dazu auf, das Konsumverhalten zu prüfen und nicht beim Black-Friday-Wahn mitzumachen. Später werden Flyer verteilt mit Tipps, wie einfache Dinge ohne Stress im Alltag umgesetzt werden können, etwa mit selbstgemachten Putzmitteln.

Pfarrerin Andrea Borger zitiert aus der Bibel und rät zu kleinen konkreten Schritten. Ihr gefällt eine Aktion der Stadt Wien. Es gebe dort eine App, die die Schritte zähle und die per Rad zurückgelegte Entfernung messe und dann in Punkte umrechne. Mit einer gewissen Anzahl von Punkten könnten die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzt werden. Dass Klimaschutz eine fröhliche Seite haben kann, zeigt der neunjährige Janis mit einer gekonnten Tanzeinlage. Janis und seine Freunde schaffen es, die Zuhörer zum Mitsingen von Jimmy Cliffs schon 30 Jahre alter Reggae-Hymne "Save our planet Earth" zu bringen. Mit Tarek Luft von der "Fridays for Future"-Bewegung wird es dann noch einmal ernst. Für ihn ist die Kommunalwahl im März eine "Klimawahl", wie er sagt.

Hans Wilhelm Knape, einer der Initiatoren des Energiewende-Vereins und Bürgermeisterkandidat der Grünen, appelliert an die Bürger, konkrete Schritte von den Kommunalpolitikern zu fordern. Zum Ende der Kundgebung, zu der auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) gekommen ist, bedauert die Hebamme Sabine Knape, dass Neugeborene in ihrem Leben bereits sehr früh mit Plastik in Berührung kämen, nämlich mit Nabelklemmen aus Kunststoff. Ihr Team habe beschlossen, diese nicht mehr zu benutzen. Jede werdende Mutter solle stattdessen ein Nabelbändchen häkeln und zur Entbindung mitbringen.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2019
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