Süddeutsche Zeitung

Spendenkassen:Serien-Sparschweindieb schon wieder in Haft

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Von Thomas Schmidt

Was ein ordentlicher Profi-Dieb ist, der spezialisiert sich meist auf eine Masche. Spezialisierung schafft Routine, gibt ein Gefühl von Sicherheit, schließlich weiß man, was man tut. So dachte sich das wohl auch ein Münchner Gauner, der unter Polizisten längst eine Legende ist. Bereits im Jahr 1995 ging er in die Annalen des Präsidiums ein, man nannte ihn: den "Sparschweindieb". Der Spitzname gibt einen guten Hinweis darauf, auf was sich dieser ganz spezielle Dieb spezialisiert hat. Und daran hält der Mann mit eiserner Sturheit fest. Bis heute.

Der Sparschweindieb ist laut Polizei in ganz Bayern aktiv, er klaut in Passau, er stiehlt in Weilheim, und natürlich stibitzt er auch in München. Seine Masche: Er betritt, getarnt als harmloser Kunde, ein Geschäft, täuscht vor, er interessiere sich für jenes, wolle dieses vielleicht käuflich erwerben - und sobald die Gelegenheit günstig ist, schnappt er sich das im Laden aufgestellte Sparschwein. Streng genommen handelt es sich meist nicht um eine Sau mit Schlitz, sondern um eine auf dem Tresen abgestellte Spendenkasse, aber daraus lässt sich freilich kein so schöner Spitzname basteln, also blieb die Polizei beim Schwein.

Diesen Trick wendet der inzwischen 57-Jährige nun schon seit 23 Jahren an. Man kann ihn mit Fug und Recht als hartnäckig betiteln. Aber als erfolgreich? Eher nicht. Denn die Polizei hat ihn ziemlich oft erwischt. Wirklich oft. Nach offiziellen Angaben des Präsidiums wiesen Ermittler dem Sparschweindieb bis heute 260 Einzeltaten nach, Tendenz weiter steigend. So viele geklaute Schweine - das hat Folgen. Inzwischen kennt sich der 57-Jährige vermutlich nirgendwo so gut aus wie im Gefängnis. Er saß dort bereits 15 einzelne Haftstrafen ab. Seine bisher letzte Entlassung liegt gerade mal ein gutes halbes Jahr zurück, Ende 2017 marschierte er als freier Mann aus der JVA Stadelheim.

Und was tat er mit seiner Freiheit? Er ging Mitte März in einen Münchner Fahrradladen und steckte in dem Geschäft ein Sparschwein ein. Seitdem folgten laut Polizei mindestens drei weitere Diebstähle. Jetzt sitzt er wieder in Haft. Die Begründung des Richters: Wiederholungsgefahr.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2018
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