Süddeutsche Zeitung

Festival "Sound of Munich Now":Peace und Drum-Breaks

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Zugabe zum Festival: Alle zwei Wochen wird ein Video vom "Sound of Munich Now" veröffentlicht. Der Beat-Produzent Alexis Boettcher alias Packed Rich verwandelt mit seiner energiegeladenen Musik die Konzerthalle in einen Dancefloor.

Von Michael Bremmer

Am Ende öffnet Alexis Boettcher alias Packed Rich seine Augen, schaut in das vor sich hin wippende "Sound-of-Munich-Now"-Publikum, grinst und bedankt sich für die große Aufmerksamkeit, die ihm und seiner Musik die vergangenen 15 Minuten entgegengebracht worden ist. Dann verabschiedet er sich, wie es oft Rapper am Ende eines Auftritts machen. "Peace", sagt er - Packed Rich ist ja auch Beat-Produzent, auch wenn seine Musik nur entfernt mit Hip-Hop zu tun hat.

Er hat ein Faible für die Boom-Bap-Ära der Neunzigerjahre. Funkige Drum-Breakes, staubige Jazz-Samples. Seine Beats macht er mit einer MPC-Beatmaschine - und dabei flitzen die Finger seiner rechten Hand so rasant über die einzelnen Tasten, dass sich die Energie auf das Publikum überträgt und sich die Konzerthalle in einen Dancefloor verwandelt.

Drei Jahre lang hat die München-Show pandemiebedingt Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im November 2023 dann die Rückkehr ins Feierwerk - auf Videos haben die Veranstalter dennoch nicht mehr verzichten wollen. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.

Und da beim Festival "Sound of Munich Now" von Beginn an darauf geachtet wird, junge Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Genres vorzustellen, ist es spannend zu sehen, wie das Publikum auf einen Beat-Produzenten reagieren wird. Zumal Packed Rick im Gegensatz zu seinem Auftritt beim Digitalfestival ohne Sängerin spielt. Vom ersten Beat an wird gewippt, das Publikum sonnt sich in der wohligen Wärme der Musik, auch wenn viele vermutlich wegen anderer Bands auf das Festival aufmerksam geworden sind. "Es war interessant, Feedback von Menschen zu bekommen, die wegen den zahlreichen anderen Acts gekommen sind", sagt Alexis Boettcher. Musikfreunde, die "womöglich sonst keinen Zugang zu der sehr nischigen Musik, die ich mache, hätten".

Aber letztlich geht es ja nicht immer nur um Vorlieben, sondern darum, ob Musik gut ist. Bereits mit fünf Jahren begann Alexis Boettcher mit dem Musikmachen, spielte im Keller seiner Großeltern ganz frei am Klavier. "Improvisieren lag mir schon immer, die Musikschule hat mir weniger Spaß gemacht", sagte er einmal der SZ. Und diese Freude hört man heute noch. Irgendwie losgelöst von allen Zwängen - und aufgepeppt mit überraschenden Samples, Musikschnipsel meist aus einer Zeit, in der Alexis Boettcher noch gar nicht auf der Welt war. Das Publikum jubelt, der Künstler bedankt sich. Peace.

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