Süddeutsche Zeitung

Softwarekonzern:IBM zieht mit Supercomputer Watson nach München

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Von Katja Riedel

Der Supercomputer Watson, so erzählt es IBM Vizepräsident John Kelly, habe 2011 noch einen ganzen Saal ausgefüllt. Inzwischen passe er in eine kleine, flache Kiste - und habe trotzdem an Leistung gewonnen. Watson und das, was sich dank dieser rasanten Entwicklung aus gigantischen Datenmengen gewinnen lässt, sind das Herz des neu strukturierten Konzerns.

Des Softwarekonzerns, zu dem der frühere Schreibmaschinen- und PC-Hersteller IBM inzwischen geworden ist, in seiner Zukunft als rein digitaler Konzern. Das Herz dieses neuen, stark wachsenden Konzerns hat IBM jetzt aus den USA nach München verpflanzt: in die Highlight Towers, in denen Watson und das Internet der Dinge nun seine weltweite Zentrale bekommen sollen.

Unterwegs zum Internet 4.0 - von München aus

Wie vor einigen Tagen durchgesickert war, IBM nun aber an diesem Dienstag offiziell verkündet hat, siedelt der Konzern, der in 170 Ländern tätig ist, sein wichtigstes Geschäftsfeld in München an. Die Landeshauptstadt hat sich damit gegen Metropolen wie London und weitere weltweite Konkurrenz durchgesetzt.

Ausschlaggebend für die Entscheidung sei die Nähe zur Forschung, etwa dem Campus der Technischen Universität in Garching und dem dortigen neuen Zentrum für Digitalisierung, aber auch zu kleineren technologischen Start-ups und großen etablierten Industriekonzernen. Viele sitzen in München. Sie sollen mit IBM gemeinsam das sogenannte Internet 4.0 voranbringen.

Zunächst 700, von 2016 an 1000 Programmierer, Entwickler, Berater und Designer will IBM in München beschäftigen. Spitzenkräfte, die aus aller Welt rekrutiert werden. Sie sollen in der neuen Entwicklungszentrale im Norden Münchens mit Partnerfirmen und Forschern gemeinsam den Supercomputer Watson nutzen. Es sei die größte Investition des Konzerns in Europa seit 20 Jahren, hieß es am Dienstag in München. 2,75 Milliarden Euro will IBM in das Internet der Dinge stecken.

Künstliche Intelligenz, Big Data - und jede Menge Interessenten

Für IBM sei es ein Meilenstein, dieses Zentrum aus den USA nach Europa zu verlegen, sagte John Kelly. Die Watson-Zentrale soll den amerikanischen, europäischen und asiatischen Raum bedienen. 67 000 Quadratmeter, auf denen Innovationen zu künstlich intelligenten Sensoren oder Systemen - eben dem sogenannten Internet der Dinge - vorangebracht werden sollen. Noch nutzt die Industrie nur einen Bruchteil jenes Big Data genannten Datenschatzes, den sich künstliche Intelligenz nutzbar machen will. Das soll sich ändern.

Die Daten liefert vor allem die Industrie, der IBM mit der Standortentscheidung für München näherkommen will. Sie hat einiges zu bieten: Gegenwärtig gibt es weltweit mehr als neun Milliarden vernetzte Geräte, die in den nächsten 15 Jahren täglich rund 2,5 Trillionen Bytes produzieren werden. Einige der Firmen, die über enorme Datenmengen verfügen und sie für ihre Entwicklung nutzen wollen, sind zur Eröffnung gekommen.

Siemens etwa, dessen Gebäudetechniksparte Interesse hat, mit IBM Häuser intelligenter zu machen. Oder Airbus, der Konzern erhofft sich, seine Flugzeuge sicherer zu machen, wenn die einzelnen Informationen, die 300 Millionen Einzelteile eines Flugzeuges betreffen, mithilfe von Superrechnern künftig besser ausgewertet werden können.

Für IBM soll sich all das rechnen. "Im Moment haben wir gerade einmal die Oberfläche dessen angekratzt, was das Internet der Dinge kann", sagt Harriet Green, die seit Kurzem diese Kernsparte um das "Internet of things" verantwortet. "Es ist eine große Chance für die Welt - und eine große Chance für IBM."

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Quelle:
SZ vom 16.12.2015
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