Süddeutsche Zeitung

Sendling/Westpark:Gegen die Schleicher

Lesezeit: 2 min

Nach der Eröffnung des Luise-Kiesselbach-Tunnels hadern die Bürger mit dem Verkehr, der an der Oberfläche verblieben ist

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Es war ein Beifall, den er sich verdient hat: Johann Wittmann, der als Projektleiter den Bau des Luise-Kiesselbach-Tunnels zu einem guten Ende gebracht hat, wurde bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend mit Applaus bedacht, weil er dieses für das Viertel wichtige Vorhaben nicht nur im Zeit-, sondern auch im Kostenrahmen gehalten hat.

Viele der etwa 300 Bürgerinnen und Bürger, die sich am Abend auf den Weg in die Turnhalle der Grund- und Mittelschule an der Fernpaßstraße gemacht hatten, konnten selbst sehen, dass sich der Verkehr auf der Garmischer Straße "drastisch reduziert" hat, wie es der Bezirksausschuss-Chef Günter Keller (SPD) in seinem Rechenschaftsbericht formulierte. Es ist aber auch offensichtlich, dass der an der Oberfläche verbliebene Verkehr den Bürgern zunehmend Kopfzerbrechen bereitet.

Gleich mehrere Anträge, die an diesem Abend gestellt und mit überwältigender Mehrheit beschlossen wurden, zielen darauf ab, den Schleichverkehr einzudämmen: in der Ehrwalder Straße, in der Treffauer Straße, in der Hinterbärenbadstraße oder in der Zillertalstraße, durch Kontrollen, Tempo-30-Zonen und entsprechende Beschilderung. Eine Mehrheit, die etwas weniger deutlich ausfiel, gab es auch für den Antrag der früheren BA-Vorsitzenden Ingrid Notbohm (SPD). Sie will, dass die Planung der Trambahn-Westtangente endlich vollendet und mit dem Bau begonnen wird, "weil diese Tram unseren Stadtbezirk aufwertet". Einen ähnlichen Antrag von ihr beschlossen die Bürger bereits im Vorjahr. Auf ein rundum positives Echo stießen auch die weiteren Anträge rund um den Verkehr. Richard Stahnsdorf von der örtlichen Seniorenvertretung forderte, Fußgänger und vor allem ältere Menschen im Westpark besser vor den Radlern zu schützen. Die Verwaltung sicherte ihm zu, das Problem bei einem runden Tisch zu erörtern und zu entschärfen. Einstimmig beschlossen wurde die Forderung von Werner Langer, den S-Bahnhof Mittersendling auch auf seiner Westseite barrierefrei zugänglich zu machen. Ein Vertreter des Planungsreferates sagte, genau dies habe die Stadt von Anfang an gefordert, ohne sich bei der Bahn damit durchzusetzen. Marion Kutscher von der Bürgerinitiative BAB 96, die einen Deckel für die Lindauer Autobahn fordert, erhielt diesmal viel Zustimmung für ihren Ruf, die Schadstoffbelastung rund um den neuen Tunnel mit speziellen Geräten zu messen.

Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) als Versammlungsleiterin gab zu Beginn einen Überblick über die städtischen Finanzen im Allgemeinen und die Flüchtlingssituation im Speziellen. Sie erhielt Beifall, als sie hervorhob, dass in München noch keine einzige Turnhalle für die Unterbringung von Flüchtlingen requiriert werden musste. Und sie hob hervor, dass im Viertel nicht nur in den Tunnel, sondern auch an der Oberfläche einiges investiert wurde - etwa für das neue Gesicht der Albert-Roßhaupter-Straße (6,4 Millionen Euro) oder für die Erweiterung der Schulen.

Positives verkündete auch Christian Wittstadt, der neue Chef der Polizeiinspektion 15 (Sendling). Die Zahl der Unfälle habe im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent abgenommen, die Zahl der Einbrüche um ein Drittel.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2742587
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.11.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.