Süddeutsche Zeitung

Reparatur und Wartung:Ein Fall für die Werkstatt

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Die U-Bahn braucht einen zweiten Betriebshof. Den Standort in Neuperlach hat die Stadt gegen die Anwohner durchgesetzt.

Von Andreas Schubert

Mehr als eine Million Passagiere fahren täglich mit der Münchner U-Bahn. Doch die ist inzwischen an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen, zumindest in den Stoßzeiten. Weil die Stadt immer weiter wächst, will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auch ihr Angebot bei der U-Bahn ausweiten. Doch dazu reicht es nicht, einfach mehr Fahrerinnen und Fahrer einzustellen und neue U-Bahn-Züge zu kaufen. Dazu braucht es auch einen neuen Betriebshof, der bis 2026 entstehen soll.

Vorgesehen ist der Standort Neuperlach Süd, im Juli 2021 hat der Stadtrat den Flächennutzungsplan geändert und so die Weichen für den Betriebshof gestellt - gegen den Widerstand von Anwohnern. Diese befürchten eine zu starke Belastung durch Lärm, vor allem, weil im neuen Betriebshof auch nächtliche Bremstests vorgesehen sind. Die MVG indes beteuert, dass sie weitere als die vorgeschriebenen Lärmschutzmaßnahmen treffen wird. Die Bürger sind dennoch skeptisch und hoffen, den Betriebshof auf dem 92 000 Quadratmeter großen Gelände noch verhindern zu können. Mehr als 5000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative Betriebshof Süd schon gesammelt.

Fest steht für die Verkehrsgesellschaft, dass ein neuer Betriebshof notwendig ist, weil der alte in Fröttmaning auf Dauer nicht mehr ausreicht. In München nutzen immer mehr Menschen die U-Bahn. 2019 stieg die Zahl der Fahrgäste auf 439 Millionen. Die MVG setzt daher auf neue, moderne Züge vom Typ C 1 und C 2 und einen verdichteten Takt, soweit es geht. Zudem sind Verlängerungen der Linien U 4 und U 5 geplant sowie - wenn auch erst längerfristig - der Bau der neuen U 9 im Zentrum, die U 3 und U 6 entlasten soll.

Immer mehr Züge brauchen aber auch mehr Kapazität für Reparatur und Wartung. Der in den 1970er-Jahren gebaute und in den 1980ern erweiterte Betriebshof in Fröttmaning ist dafür nicht ausgelegt. Schon heute fehlen außerdem Abstellgleise, weshalb Züge auch im Netz abgestellt werden müssen.

Ein weiterer Nachteil des alten Betriebshofs ist die Lage am nördlichen Stadtrand. Dadurch ist er über die Trasse der U 6 an das U-Bahn-Netz angebunden, was bedeutet, dass die Züge nur in den Betriebshof ein- oder ausfahren können, wenn die U 6 im Zehn-Minuten-Takt verkehrt. Nach Angaben der MVG bedeutet dies lange Fahrtzeiten und einen hohen Organisationsaufwand.

Die geografische Lage des Betriebshofs Nord wirkt sich laut MVG auch negativ auf die Instandhaltung des U-Bahn-Netzes aus. Die für Reparaturen eingesetzten Arbeitsfahrzeuge starten in der Nacht in Fröttmaning und müssen teilweise weite Wege zu ihrem Einsatzort zurücklegen. Dadurch bleibt weniger Zeit für notwendige Reparaturen. Und diese werden mit zunehmendem Alter des U-Bahn-Netzes immer häufiger. Mit einem zweiten Standort im Südosten Münchens sollen Reparatur und Wartung künftig schneller möglich sein, wenn sich die Arbeitsfahrzeuge ihren Einsatzorten aus zwei Richtungen nähern können.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2021
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