Süddeutsche Zeitung

In der S-Bahn:Unbekannter schlägt Ghanaer mit Glasflasche ins Gesicht

Lesezeit: 2 min

Von Martin Bernstein, München

Von zwei rassistischen Übergriffen am Wochenende berichtet die Bundespolizei. Ein Unbekannter beleidigte am Sonntag gegen 20.30 Uhr in einer S-Bahn der Linie 4 einen 42-Jährigen aus Ghana rassistisch. Anschließend schlug er ihm mit einer Glasflasche ins Gesicht. Das Opfer erlitt eine stark blutende Gesichtswunde und kam in eine Münchner Klinik. Die Bundespolizei wertet nun die Videoaufzeichnung der S-Bahn aus. Bereits am Samstagabend hatte kurz nach 20 Uhr im ICE 723 von Essen nach München ein 53-Jähriger andere Reisende mit rechtsradikalen Ausdrücken beleidigt, teilweise auch verbal bedroht. Der stark alkoholisierte Mann aus Brandenburg an der Havel wurde auf der Wache der Bundespolizei ausgenüchtert.

Die Taten stehen in einer Reihe mit ähnlich motivierten Angriffen: Am 8. Januar bespuckte ein Unbekannter nahe der U-Bahnhaltestelle Harthof eine dunkelhäutige 33-Jährige unvermittelt. Ein etwa 25 Jahre alter Mann schlug am 4. Februar an der Trambahn-Haltestelle Max-Weber-Platz einem Bosnier mit der Faust gegen den Kopf. Ehe der Täter türmte, beleidigte er sein Opfer und bespuckte es. Am 5. März weigerte sich ein Fahrgast, für die Taxifahrt zum Hauptbahnhof zu zahlen. Stattdessen beleidigte er den Taxifahrer rassistisch und trat nach ihm. Als Polizisten eingriffen, zeigte er ihnen den Hitlergruß.

Drei dunkelhäutige Münchnerinnen wurden am 9. März Opfer einer rassistischen Attacke. Gegen 2 Uhr nachts stieß ein Unbekannter in der Brienner Straße eine der Frauen unvermittelt zu Boden. Die Münchnerin wurde dabei am Fuß und am Kopf verletzt. Anschließend ging der unbekannte Mann wortlos zu einer anderen Frau der Gruppe und schlug ihr ins Gesicht. Im Personentunnel des Ostbahnhofs wurde ein aus Togo stammender 18-Jähriger am 10. März mit einer Flasche niedergeschlagen. Das Opfer blieb verletzt an einem Bahnsteigaufgang liegen. Ein 21-jähriger Deutscher sah den Vorfall, leistete dem Togolesen Erste Hilfe und rief einen Rettungswagen. Am 17. März beleidigte und schlug der Türsteher eines Clubs in der Münchner Innenstadt drei dunkelhäutige junge Männer und verletzte zwei von ihnen.

In den ersten 100 Tagen des Jahres 2019 ereigneten sich damit bereits mindestens acht derartige Taten in München. Im jahr zuvor hatten Landes- und Bundespolizei über insgesamt 35 mutmaßlich rechtsradikal, antisemitisch oder rassistisch motivierte körperliche Attacken in Stadt und Landkreis berichtet. Laut Statistik gab es vergangenes Jahr 469 rechtsextrem motivierte Straftaten in München, den größten Anteil (239) machten dabei sogenannte Propagandadelikte aus, etwa Hakenkreuzschmierereien oder das Zeigen des Hitlergrußes.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2019
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