Süddeutsche Zeitung

Auf der Pasinger Würminsel:Stadt will den Perlschneiderhof komplett übernehmen

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Der Stadtrat votiert für den Ankauf der zweiten Hälfte des maroden Anwesens. Nun fehlt nur noch die Zustimmung des Amtsgerichts, damit einer der ältesten Höfe Münchens unter städtischer Regie neu belebt werden kann.

Von Ellen Draxel

Für den maroden Pasinger Perlschneiderhof gibt es nun doch eine Zukunft. Die Stadt will das landwirtschaftliche Anwesen inmitten der Würminsel, eines der ältesten noch erhaltenen in München, komplett erwerben. Dass sich das der Stadtrat 375 000 Euro kosten lassen will, hat er in jetzt nichtöffentlicher Sitzung bestätigt. Nun fehlt nur noch die Zustimmung des Amtsgerichts, damit der Eigentumsübergang notariell beurkundet werden kann.

Die Stadt hat bereits vor sechseinhalb Jahren eine Hälfte des Perlschneiderhofs erworben, um eine Zwangsversteigerung zu verhindern. Die andere Hälfte gehört einem Erben, der betreut wird. Dass dieser Teileigentümer dem Verkauf zu dem nun aufgerufenen Preis an die Stadt zustimmen wird, hat sein Rechtsanwalt dem städtischen Kommunalreferat zwar bereits signalisiert. Angesichts der rechtlichen Betreuung muss aber auch das Gericht befinden, dass ein Verkauf zu diesem Betrag angemessen ist.

Am Preis war die Übernahme des zunehmend verfallenden Hofs am Manzinger Weg 3 durch die Stadt im Jahr 2017 gescheitert. Damals hatte die Kommune für eine Hälfte des 1760 Quadratmeter großen und mit einem ehemaligen Betriebsgebäude bebauten Grundstücks zwischen Würm und Würmkanal einen Wert von 40 000 Euro angesetzt. Ausschlaggebend für diese Summe waren die Lage in einer Grünfläche, die eine Bebauung damals ausschloss, und der Zustand des Gebäudebestands. Inzwischen steht das Anwesen, das bis 1913 für landwirtschaftliche Zwecke genutzt worden war, unter Denkmalschutz - und damit besteht in diesem Rahmen Baurecht. Der Gutachterausschuss der Stadt hat deshalb - nicht zuletzt im Hinblick auf eine generelle Immobilen-Wertsteigerung - einen wesentlich höheren Wert ermittelt.

Mit der Zahlung des Kaufpreises werden die Verpflichtungen der Stadt allerdings nicht enden. Sofern eine Beurkundung stattfinden kann, fallen aufgrund der stark sanierungsbedürftigen Bausubstanz nach dem Erwerb für die Sicherung des Gebäudes weiterhin laufende Instandhaltungs- und Bewirtschaftungskosten an, etwa für aufwendige Dach- und Zaunreparaturen sowie Abstützungen und Baumpflegearbeiten - all dies in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Das Kommunalreferat rechnet deshalb von 2024 an dauerhaft mit Kosten von 50 000 Euro pro Jahr. Auch dieses Geld hat der Stadtrat frei gegeben.

Noch hat man innerhalb der Stadtverwaltung keine Ahnung, was man mit dem Hof anfangen will. Insbesondere Kultur- und Sozialreferat sind dazu nun angefragt. Je nach Nutzungsart, notwendiger technischer Gebäudeausstattung, Vorgaben des Denkmalschutzes und der Ergebnisse von Bausubstanzuntersuchungen sei jedenfalls vor einem Bezug durch Sanierung und Ausbau "mit einem höheren siebenstelligen Kostenvolumen zu rechnen", heißt es im Beschlusspapier.

Von Seiten der Politik gibt es hingegen sehr wohl Ideen, was aus dem Perlschneiderhof werden könnte. ÖDP-Politiker haben vergangenes Jahr das Konzept eines Kulturhauses mit Theater- und Musikbühne für die "Perle" Perlschneiderhof vorgestellt. Im Außenbereich würde solch ein Zentrum durch Rekultivierung alter Obstbaumsorten und hochwertige Ufervegetation arrondiert. Eine erste Visualisierung der ÖDP-Vision existiert bereits, was fehlt, ist die Finanzierungsidee.

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