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"People Mover":Seilbahn? Das gab's in München schon mal

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Man könnte es als Pilotprojekt für die geplante Bahn am Frankfurter Ring sehen: Bei der Bundesgartenschau 2005 hatte die Stadt schon einmal einen "People Mover".

Von Renate Winkler-Schlang, München

Die einzige Seilbahn, die München je hatte, war genau 170 Tage lang in Betrieb, im "schönsten Sommer aller Zeiten", wie der Slogan der Bundesgartenschau 2005 in der Messestadt lautete. Zum Buga-Motto "Perspektivenwechsel" gehörte für die damaligen Geschäftsführer Andrea Gebhard und Hanspeter Faas auch der Blick aus der Vogelperspektive auf ihre Schaugärten und die geradlinige Struktur des Parks.

Eine kitschige Touristenbimmelbahn in dem weitläufigen Gelände hätte nicht zum ehrgeizigen Konzept gepasst, ein "People Mover" für die Gäste aber war laut Faas unerlässlich. Zu den ersten Fahrgästen zählten der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber und der Oberbürgermeister Christian Ude.

Die 28 Meter hohe Seilbahn, die die Besucher in einem rund drei Kilometer langen Dreieckskurs mit Achter-Gondeln vom Kopfbau der alten Flughafentribüne zum Badesee und zurück brachte, konnte bis zu 2500 Menschen pro Stunde transportieren. Diese saßen Rücken an Rücken und genossen den Weitblick. Die Seilbahn war ein Recycling-Projekt, denn die Luftfahrzeuge waren zwei Jahre zuvor schon auf der Internationalen Gartenschau in Rostock im Einsatz. Die Anlage musste nur ans Münchner Gelände angepasst werden, was etwa viereinhalb Monate dauerte.

Betreiber war die erfahrene österreichische Firma Doppelmayr, die Buga garantierte den Vorarlbergern lediglich eine Mindestbesucherzahl. Ein Teil der Kosten wurde damals durch Werbung auf den Kabinen eingespielt. Anfangs wurden für Erwachsene 7,50 Euro für den Rundkurs verlangt, weil das aber vielen Besuchern zu teuer war, ging man nach zwei Monaten mit dem Preis runter auf 4,50 Euro.

Mit einer groß angelegten Übung hatte kurz vor der Eröffnung noch die Berufsfeuerwehr den Notfall geprobt. Bei Sonnenschein hätten Drehleitern gereicht, um die Fahrgäste zu retten, bei Nebel wären Hubschrauber nötig gewesen. Doch passiert ist nichts. Nach der Buga wurde die Anlage bei der Imbergbahn in Steibis im Allgäu weiterverwendet, die Kabinen in Amerika.

"Die Seilbahn hat Spaß gemacht", sagt Gebhard. Man könne sie als frühes Pilotprojekt für München sehen: "Schnell aufgebaut, Platz sparend und enorm kostengünstig."

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Quelle:
SZ vom 12.07.2018
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