Süddeutsche Zeitung

Ortsverband:Aigner drängt Ex-Vorsitzende der Zornedinger CSU zum kompletten Rückzug

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Von Carolin Fries und Christian Krügel, München/Zorneding

Die CSU drängt auf einen kompletten Rückzug der früheren Zornedinger Ortsverbandsvorsitzenden Sylvia Boher. "Wir haben sie gebeten, ihre Ämter im Bezirks- und Kreisvorstand bis auf Weiteres ruhen zu lassen", sagte die CSU-Bezirksvorsitzende Ilse Aigner der Süddeutschen Zeitung.

Anlass ist der Rückzug von Pfarrer Olivier Ndjimbi-Thiende aus Zorneding. Der schwarze Seelsorger hatte nach rassistischen Drohungen um Versetzung gebeten. Auslöser für den Konflikt war im Herbst ein rechtspopulistischer Text von Boher in der örtlichen Parteizeitung, in dem sie über Flüchtlinge hetzte.

Die 51-Jährige musste damals den CSU-Ortsvorsitz aufgeben, blieb aber Mitglied im Gemeinderat sowie im CSU-Kreis- und Bezirksvorstand. Dort solle sie nun ihre Ämter bis auf Weiteres ruhen lassen. "Der Imageschaden für unsere Partei bereitet uns große Sorgen. Wir möchten, dass die CSU in Zorneding zur Ruhe kommt und sich neu aufstellen kann", heißt es in einem Brief, den Aigner und der Ebersberger CSU-Kreischef Thomas Huber am Donnerstag an Boher schickten.

Boher hat sich erneut geäußert - zur Verärgerung der CSU

Besonders verärgert ist man, wie die Zornedingerin den Rückzug des Pfarrers bei Spiegel Online kommentiert hatte: "Im Leben gibt es immer Ankünfte und Gehen. Das ist ein normaler Prozess", hatte sie dort gesagt. "Diese zynische Betrachtungsweise des Rücktritts, der durch rassistisch motivierte Morddrohungen ausgelöst wurde (. . .), finden wir unsäglich und bitten Dich herzlich, solche Äußerungen künftig zu unterlassen", heißt es in Aigners Brief.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Sylvia Boher aber bereits nachgelegt, diesmal in einem Gespräch mit dem englischsprachigen Nachrichtendienst Quartz Africa, das am Freitag bekannt wurde. Dort sagte sie zum Weggang des Priesters: "Es war nur eine Frage der Zeit, dass er uns verlassen würde." Zudem verteidigte sie ihren Parteifreund Johann Haindl, der den Pfarrer als "Neger" beschimpft hatte: Das sei kein rassistisches Wort. "Neger heißt nichts schlechtes. Sie verstehen unsere Sprache und unsere Kultur nicht", sagte sie laut Quartz Africa.

Zudem verwies sie auf Papst Franziskus, der selbst in Zusammenhang mit dem Flüchtlingsstrom von einer "arabischen Invasion" gesprochen habe. "Also was ist falsch an meinen Worten?", verteidigte Boher ihre Polemik gegen Flüchtlinge.

Noch am Freitag sollte es im Ebersberger CSU-Kreisvorstand ein Gespräch mit Boher geben. Ob sie auf die Forderung von Aigner eingehen würde, war am Abend offen. Sollte sie sich weigern, müsste die CSU womöglich ein Parteiausschlussverfahren einleiten. Das war nach Informationen der SZ bereits im Herbst geprüft worden, sei juristisch aber keineswegs einfach, wie es in der Partei hieß.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2016 / frie, kc
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