Süddeutsche Zeitung

Süddeutscher Verlag:Unerschütterlich bei Regen, Sturm oder Sonne

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Der Süddeutsche Verlag lädt seine Zeitungsboten zum Zustellerfest auf die Wiesn ein. Manche sind seit Jahrzehnten dabei und haben treue Fans.

Von Stefanie Witterauf

Am letzten Wiesntag in diesem Jahr ist die Hühner- und Entenbraterei Poschner gefüllt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Süddeutschen Verlags, die meist im Hintergrund arbeiten: Sie liefern tagtäglich frühmorgens die gedruckte Zeitung vor die Haustüre. Mehr als 410 Boten der Süddeutschen Zeitung hatten sich angekündigt - und genauso viele passen in dieses Oktoberfestzelt. Draußen werden neongrüne Bändchen verteilt und drinnen liegen auf den Tischen Brezen und Lebkuchenherzen mit der Aufschrift "SZ-Wiesn Erlebnis 2023".

"Ohne eure nächtliche Arbeit würden die Zeitungen nicht in den Briefkästen landen", sagte Jürgen Baldewein, Logistik-Chef des Süddeutschen Verlags (SV) und bedankte sich bei den Zustellerinnen und Zustellern. Dem schloss sich SV-Geschäftsführer Christian Wegner an. "Ich habe einen Tag Zeitungen in meinem Liefergebiet zugestellt", so Wegner. Doch habe er es leicht gehabt, denn das Wetter sei gut gewesen. "Ihr liefert bei Regen, Sturm, Wind und Sonne. Ohne euch hätten wir kein Geschäft." Er selbst habe sich etwas überfordert gefühlt wegen all der komplizierten Beschreibungen, wo genau welche Zeitung zugestellt werden solle. Sehr geholfen habe ihm dann aber die Zusteller-App, die alle Daten übersichtlich bündelt.

Nach der Ansprache und dem ersten Prosit wurden Ente, Hendl und Würste serviert, dazu Blaukraut, Knödel und Kartoffelsalat. "Der Kartoffelsalat schmeckt auf der Wiesn am besten", sagt Judith Weisz. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Georg und Tochter Dora gekommen.

Georg Weisz, 76, ehemaliger Elektroingenieur, liefert seit 2014 die Süddeutsche Zeitung aus. Seit seiner Rente gibt ihm das eine neue Tagesstruktur. Inzwischen begleitet ihn seine Frau bei den Touren. Die Beiden starten zwischen zwei und halb vier Uhr morgens und sind bis etwa halb sieben in der Stadt unterwegs. "Die SZ lese ich dann später am Tag selbst - nach der taz und vor der Welt", sagt er.

Bereits zum zweiten Mal lädt der Süddeutsche Verlag die Zeitungsbotinnen und -boten in ein Bierzelt ein. In den vergangen Jahren fand es in unterschiedlichen Lokalitäten statt: vom Beachclub am Ostbahnhof bis zur nachgebauten Alm in Daglfing oder dem Verlagsgebäude in der Hultschiner Straße. "Das hat mir bisher am besten gefallen. Da traten auch Jongleure und Zauberer auf", sagt Dora Weisz.

"Ich habe schon als Kind Zeitungen ausgeliefert, außerdem suchte ich einen Mini-Job", sagt Sarah Cooke, die als Buchhändlerin arbeitet und seit Februar vor ihrem Arbeitsbeginn im Buchgeschäft die SZ in der Stadt ausliefert. Deutlich länger macht dies Heidi Wanderer. Selbst Schmerzen in den Knien können die 73-Jährige Münchnerin nicht vom Zeitungsaustragen abhalten. Wenn sie einmal krank sei und ausfalle, wie etwa im April wegen einer Covid-Infektion, sei ihr Anrufbeantworter voll mit Anrufen und Genesungswünschen von Abonnenten, die sie seit Jahren, nein Jahrzehnten kennt. "Darum mach ich gerne weiter", sagt Heidi Wanderer. "Die fünfzig Jahre mache ich im Januar auch noch voll!"

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