Süddeutsche Zeitung

München:Ozündt is: Oktoberfest-Wirte entzünden Wiesn-Kerze

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Auf eine gesunde Wiesn, bei der das Bier nicht ausgeht: Nach zweijähriger Pause setzen die Oktoberfest-Wirte die Tradition der Kerzenweihe in neuer Form fort.

Von Andreas Schubert

In einem Wiesnzelt wird man Bachs berühmte "Air" aus der Orchestersuite Nr. 3 sicher nie zu hören bekommen. Zur Weihe der Wiesnkerzen hat das Stück freilich besser gepasst als "Hölle, Hölle, Hölle" oder was man sonst so im Bierzelt hört, alles zu seiner Zeit. Am Dienstag haben die Wiesnwirte nach zweijähriger Pause die Tradition der Kerzenweihe in neuer Form fortgesetzt. Statt wie bisher in Maria Eich fand die Andacht in der Paulskirche neben der Theresienwiese statt. Und anstelle einer großen Kerze segnete Diakon Thomas Michall 15 kleinere, eine für jedes der 14 großen Zelte und des Festzelts Tradition auf der Oidn Wiesn.

Die Tradition der Kerzenweihe begründete der damalige Bräurosl-Wirt und neu gewählte Wirtesprecher Willy Heide im Jahr 1985 in Gedenken an die Opfer des Oktoberfestattentats 1980. Mit ihr bitten die Wirte um eine friedliche, sichere und - heuer ganz explizit - eine gesunde Wiesn. Nach mehr als zwei Jahren Corona und der nach wie vor bestehenden Infektionsgefahr kann so ein Segen nicht schaden. Auch wenn die 15 Kerzen ausdrücklich für die großen Bierhallen stehen, wird der Herrgott schon auch ein Auge auf die kleinen werfen - und, wenn es sich noch ausgeht, auch für schönes Wetter sorgen.

Als Lesung wählte Michall die Hochzeit von Kana aus dem Johannes-Evangelium, auf der der Wein ausging und Jesus das Fest rettete, indem er Wasser zu Wein wandelte. Jesus habe auch gerne gefeiert, sagte er. Für den Diakon besteht zwischen Kana und Theresienwiese klar ein Zusammenhang, da das Oktoberfest schließlich auch auf eine Hochzeit zurückgehe, die von Kronprinz Ludwig und Therese von Sachsen-Hildburghausen. Das muss man Wiesn-Kennern nicht groß erzählen, ebenso, dass es unwahrscheinlich ist, dass in den Zelten der Zapfhahn versiegt. Kam früher, in Zeiten der Holzfässer, durchaus mal vor. Und so gab Michall den Wirten, rein prophylaktisch, den frommen Wunsch mit auf den Weg, dass ihnen das Bier nicht ausgehen möge.

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