Süddeutsche Zeitung

Kneipen und Clubs in München:Einlass in Tracht verboten

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Einige Lokale in München verweigern Gästen in Dirndl und Lederhosen den Eintritt. "Harry Klein"-Betreiber Peter Fleming spricht darüber, was er mit Wiesngängern schon alles erlebt hat und wie die Gäste reagieren.

Interview von Katharina Federl

Bis auf ihren Standort in der Nähe des Hauptbahnhofs haben das Café Kosmos und die Szenebar Cucurucu nicht viele Gemeinsamkeiten. Auch der Strom-Club und das Bahnwärter Thiel unterscheiden sich musikalisch und atmosphärisch voneinander. Doch während des Oktoberfests haben diese Lokale - und auch der Goldene Reiter im Glockenbachviertel, die Favorit-Bar in der Innenstadt und die Gruam in Sendling - eines gemeinsam: Bei ihnen herrscht Trachtenverbot.

Auch Peter Fleming, Mitbetreiber des Harry Klein, hat sich intensiv mit dem Thema Tracht im Club auseinandergesetzt und beschlossen: Lederhose und Dirndl müssen in diesem Jahr draußen bleiben. Im Interview erzählt er, wie die Münchnerinnen und Münchner auf das Verbot reagieren.

SZ: Was halten Sie persönlich von der Wiesn?

Peter Fleming: Ich mag das Oktoberfest und gehe selbst gerne hin - auch in Lederhose. Allerdings gehe ich in dem Outfit nicht zum Techno-Feiern ins Harry Klein oder die Rote Sonne. Das passt für mich einfach nicht zusammen.

Sie haben für Ihren Club ein Trachtenverbot ausgesprochen. Wieso?

Wir haben uns vor Beginn der diesjährigen Wiesn viele Gedanken darüber gemacht, ob wir Menschen in Tracht reinlassen wollen oder nicht. Früher, als das Harry Klein noch am Ostbahnhof war, haben wir Personen in Tracht strikt abgelehnt. Kurz vor unserem Umzug in die Sonnenstraße wurde es sozusagen en vogue, sich zu verkleiden, und weil das Wiesn-Gelände so nah am neuen Standort ist, erlaubten wir es dann. In diesem Jahr hat mir mein Gefühl gesagt, dass es nicht mehr richtig ist, Trachten zuzulassen. Wir haben in den vergangenen Jahren einfach einige schlechte Erfahrungen mit Trachtenträgerinnen und -trägern gemacht.

Welche Auseinandersetzungen hatten Sie mit Gästen in Tracht?

In Gesprächen mit Freundinnen, Personal und Türstehern ist uns bewusst geworden, dass wir Personen in Tracht in den vergangenen Jahren sowieso zu 90 Prozent an der Tür abweisen mussten. Und leider war es so, dass auch diejenigen, die reingelassen wurden, oft Ärger machten. Immer wieder sind Streitereien ausgebrochen und andere Gäste wurden in unangenehme Situationen gebracht, sowohl Männer als auch Frauen. Grund dafür war meistens zu hoher Alkoholkonsum. Ich will niemanden unter Generalverdacht stellen und Menschen in Tracht als höhere Gefahr bezeichnen. Aber sobald die Sicherheit unserer Gäste nicht mehr gewährleistet ist, müssen wir Maßnahmen ergreifen. Ein friedliches Miteinander steht für uns an erster Stelle.

Gibt es durch das Trachtenverbot mehr oder weniger Diskussionen an der Tür?

Wir haben unser Türpersonal immer sehr bewundert, denn zu unterscheiden, ob die Person ein echter Techno-Fan ist oder einfach nur weiterfeiern möchte, verlangt vor allem zur Wiesn-Zeit viel Fingerspitzengefühl. Dass es zu unterschiedlichen Auffassungen kommt, war in den vergangenen Jahren natürlich häufiger der Fall, als heute mit der klaren Absage an die Tracht. Somit entlasten wir unser Türpersonal deutlich. Vorfälle gibt es aber natürlich immer wieder, mit oder ohne Wiesn.

Wie reagieren die Münchnerinnen und Münchner auf das Verbot?

Ich denke, es hat viel geholfen, dass wir nicht nur das Verbot ausgesprochen, sondern es im Vorfeld auch unseren Gästen kommuniziert haben. An der Tür wird es zu 99 Prozent akzeptiert, die Rückmeldungen aufs Verbot fallen überwiegend positiv aus. Wir haben zudem Clubs in naher Umgebung, die gerne Publikum in Tracht aufnehmen. Und die Fans, die es nicht mitbekommen haben, fahren einfach nach Hause und ziehen sich um. Unser Türpersonal muss viel aushalten, bisher kam es während der Wiesn aber glücklicherweise zu keinem nennenswerten Vorfall. Das zeigt, dass unsere Entscheidung richtig war.

Planen Sie, Menschen in Tracht irgendwann wieder Zutritt zu gewähren?

Wir haben uns entschieden, das Verbot erstmal so zu lassen. Bisher hatten wir eine friedliche Wiesn-Zeit, das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben.

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