Süddeutsche Zeitung

Nymphenburg:Chaos am Hirschgarten

Lesezeit: 2 min

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Ein sonniger Biergarten-Sommer erfreut den Wirt und auch seine Gäste. Für Anwohner des 8000 Plätze zählenden Biergartens im Hirschgarten brechen jedoch mit der Saison schwierige Zeiten an. Autos, die sich durch schmale Wohnstraßen schlängeln auf der Suche nach einem Parkplatz, zugeparkte Einfahrten, Autos, die im Halteverbot oder in Kreuzungen hinein stehen sowie Pulks von Radlern, die sich auch nicht immer vorschriftsmäßig verhalten.

Dem Bezirksausschuss (BA) Neuhausen-Nymphenburg liegen "unzählige und nicht endenwollende" Beschwerden von Anwohnern vor, sagt die BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne).

Polizei ist täglich im Viertel im Einsatz

Das Park-Problem bestätigt auch die zuständige Polizeiinspektion. Während der Saison sei die Polizei dort täglich im Einsatz und verfolge "einschneidende Verstöße" im Rahmen ihrer Möglichkeiten: "Mehr ist unsererseits nicht zu stemmen." Die Stadtviertelpolitiker forderten deshalb vor einigen Monaten, ein Gesamtverkehrskonzept für die Gegend zu erarbeiten - wie immer das ausschauen könnte. Die Verwaltung sieht dazu jedoch keine Veranlassung.

Für eine von Anwohnern geforderte Parklizenzierung im Gebiet zwischen Arnulf-, Wotanstraße und Bahnlinie gebe es keine Grundlage, teilt das Planungsreferat mit. Denn zwingende Voraussetzung für ein Parklizenzgebiet sei die dauerhafte Überlastung von öffentlichen Stellplätzen; dass es nur saisonal oder bei Veranstaltungen eng wird, reicht nicht aus.

Die Absage gilt übrigens auch fürs Neubaugebiet südlich des Hirschgartens, aus dem auch immer wieder Klagen kommen über zu viele "Fremdparker", unter anderem Omnibusse, die ihre Menschenladung zum Shoppen oder zum Wiesn-Besuch dort ausspucken. Bei der Planung des neuen Quartiers seien ausreichend Stellplätze vorgesehen worden, ein Defizit sei nicht nachweisbar.

Nichts zu bemängeln gibt es nach Ansicht des Kreisverwaltungsreferats (KVR) auch an der Ausschilderung der Route zum großen Hirschgarten-Parkplatz am Ende der Winfriedstraße. Wer von Süden kommt, wird gleich an der ersten Ampel nach dem Laimer Tunnel über die Winfriedstraße dorthin geleitet - auf dem kürzesten Weg.

Die aus der anderen Richtung, vom Romanplatz kommenden Autofahrer jedoch werden von den Hinweisschildern von der Wotanstraße über die Gunther- und De-la-Paz-Straße sowie über die Hirschgartenallee und die De-La-Paz-Straße zu diesem Parkplatz gelotst. Die beiden letzteren sind schmale Straßen, in denen zwei Autos nicht aneinander vorbeikommen. Es handle sich um ein Tempo-30-Gebiet, in dem alle Straßen als gleichwertig anzusehen seien, teilt das KVR dazu mit: "In aller Regel wurde der kürzeste Weg ausgeschildert."

Politik will Entscheidung des KVR nicht einfach hinnehmen

Auch dass der Bezirksausschuss die Situation für Radfahrer "verwirrend" nennt, kann das KVR nicht nachvollziehen. Die Winfriedstraße und die Hirschgartenallee seien - in Abstimmung mit dem Bezirksausschuss - seit drei Jahren als Fahrradstraßen ausgeschildert. Wo Radeln auf einem Radweg in beiden Richtungen erlaubt ist, sei das entsprechend ausgeschildert. Und auch das Radeln in Einbahnstraßen gegen die Fahrtrichtung sei mittlerweile nicht mehr grundsätzlich verboten. Kurzum: Ein Gesamtverkehrskonzept hält das KVR nicht für "zielführend".

Der Ablehnung von Parklizenzgebieten müsse man sich wohl beugen, kommentiert Gudrun Piesczek, die den Unterausschuss Verkehr leitet: "Im Winter ist es hier ja ruhig." Dass aber sonst nichts gehen soll, um die Verkehrs- und Parksituation rund um den Hirschgarten zu entspannen, wollen sie nicht einfach hinnehmen; sie dringen auf einen Ortstermin mit Vertretern der Stadtverwaltung.

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SZ vom 06.05.2016
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