Süddeutsche Zeitung

Neuperlach:Dem Wachstum hinterher

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Nach Abriss und Neubau soll die Grundschule am Theodor-Heuss-Platz statt vier- künftig fünfzügig geführt werden. Darüber hinaus sind ein Lernhaus-Cluster, zwei Turnhallen, eine Mensa und eine Versammlungsstätte geplant

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Die von der Stadt ausgerufene Schulbauoffensive ist im Wohnring und somit im Herzen Neuperlachs angekommen: Die Grundschule am Theodor-Heuss-Platz 6 soll demnach abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die bisherigen Planungen, sie befinden sich noch in einem frühen Stadium, stellten Vertreter der Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach vor. Sie folgten damit einer Einladung der Lokalpolitiker, die nach einer ersten Information über das Vorhaben noch einigen Aufklärungsbedarf angemeldet hatten.

Matthias Beck vom Planungsreferat übernahm es, zunächst einige der Hintergründe der Schulbauoffensive zu erläutern. Auslöser ist demnach, wie nicht anders zu erwarten, das anhaltende Wachstum Münchens. Auch der aktuelle Demografiebericht für die Landeshauptstadt für die Jahre 2015 bis 2035 geht, wie es im Beschlussentwurf des Planungsreferats heißt, von einer weiterhin steigenden Bevölkerungszahl aus. Dies erfordere neben der Bereitstellung von preiswertem Wohnraum auch weitere Infrastrukturmaßnahmen im Bildungs- und Sportbereich.

Im Verlauf der Planungen wurde allerdings festgestellt, dass die erforderlichen Raumprogramme nicht in jedem Fall mittels des vorhandenen Baurechts realisiert und genehmigt werden können. In einigen Fällen muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt beziehungsweise ein bestehender geändert werden. Letzteres trifft auf die Grundschule am Theodor-Heuss-Platz zu. Sprich, vor einem Baubeginn muss Planungssicherheit geschaffen werden.

Beck und seine Kollegen folgen dabei einem engen Zeitplan: Bereits am 5. Februar sollen die Stadträte den Aufstellungsbeschluss zur Teiländerung des Bebauungsplans, der deckungsgleich mit dem Schulgelände ist, verabschieden. Den Satzungsbeschluss und somit Rechtsgültigkeit, so Beck, könnten die Stadträte im vierten Quartal 2022 herbeiführen. Danach soll möglichst schnell mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bei der Bauzeit ist mit zwei bis drei Jahren zu rechnen.

An der bestehenden Grundstruktur, also an der Anordnung der Baukörper sowie der Frei- und Sportflächen, solle sich im Großen und Ganzen nichts ändern, versicherte Siegfried Trautmannsberger, der im Referat für Bildung und Sport für das Immobilienmanagement zuständig ist. Bislang wird der Standort im Wohnring für eine Grundschule, einen Teil des Sonderpädagogischen Förderzentrums Süd-Ost Neuperlach und eine Kindertagesstätte genutzt. Im Süden des Planungsgebiets befindet sich der Gebäudekomplex mit ein bis zwei Vollgeschossen. Westlich auf dem Areal liegt ein eingeschossiger Pavillonbau und im Norden sind Freisportflächen und eine 50-Meter-Laufbahn vorhanden. Will man nun aber trotz relativ unveränderter Grundstruktur die Raumkapazitäten vergrößern, wird der Neubau in die Höhe wachsen müssen. Wie viele Stockwerke genau errichtet werden, steht Trautmannsberger zufolge noch nicht fest. Was man hingegen heute schon weiß: Die künftige Grundschule soll nicht mehr vier-, sondern fünfzügig geführt werden. Außerdem sollen an dem Standort mehrere sonderpädagogische Zentren zusammengeführt werden mit dann insgesamt 23 Klassen. Ebenso ist ein Lernhaus-Cluster für eine schulvorbereitende Einrichtung vorgesehen. Und es sollen zusätzlich eine Dreifach- und eine Einfach-Turnhalle, eine Mensa, eine Versammlungsstätte sowie Freisport- und Pausenflächen realisiert werden. Trautmannsberger erinnerte auch noch einmal an die ursprünglich verfolgte Idee, die Grundschule zu erweitern. Allerdings habe sich gezeigt, dass das Bestandsgebäude dafür schon in einem zu schlechten Zustand war.

Bei aller Dankbarkeit für die Ausführungen der beiden Experten blieben kritische Anmerkungen aus den Reihen des BA trotzdem nicht aus. Astrid Schweizer (SPD) beispielsweise bezweifelte, dass eine fünfzügige Grundschule ausreichen wird. Angesichts der vielen Wohnungsbauprojekte im Stadtbezirk und der absehbar steigenden Zahl von Kindern forderte sie eine sechszügige Ausführung. BA-Vorsitzender Thomas Kauer (CSU) wiederum sagte mit Blick auf die städtische Schulbaupolitik, diese erwecke den "Eindruck eines permanenten Verschiebebahnhofs". Die schulische Infrastruktur hinkt ihm zufolge dem Bevölkerungswachstum meist hinterher, mit der Folge, dass Schüler immer öfter in provisorischen Container-Anlagen unterrichtet werden müssten. Ähnlich lautet sein Urteil über den geplanten Neubau am Theodor-Heuss-Platz. Wenn dieser geschätzt 2025 seinen Betrieb aufnehme, dann komme das für etliche Kinder, die mit ihren Familien gerade am Hanns-Seidel-Platz einziehen, schon zu spät. Am Ende aber stimmte der BA dem Entwurf des Planungsreferats für den Schulstandort im Wohnring zu.

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SZ vom 22.01.2020
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