Süddeutsche Zeitung

Neuhausen:Gegen rechts

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Neuhauser Bezirksausschuss verlässt den "Goldenen Hirsch"

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Nach mehr als 20 Jahren im "Goldenen Hirsch" an der Renatastraße kehrt der Neuhauser Bezirksausschuss (BA) dem Lokal endgültig den Rücken und sucht einen neuen Tagungsort. "Wir wollen nicht in Räumen tagen, in denen krude, volksverhetzende Thesen verbreitet werden. Wir wollen nicht auf Stühlen sitzen, auf denen zu rechtsextremen Parolen Beifall geklatscht wird", heißt es in einer Resolution, die das Gremium am Dienstagabend einstimmig verabschiedet hat. In den vergangenen zwei Jahren hatten in der Gaststätte diverse rechtsradikale Gruppierungen ihre Treffen abgehalten. Schon 2013 drohten die Stadtviertelpolitiker deshalb, das Lokal zu verlassen. Die Wirtin sicherte daraufhin zu, solchen Gästen künftig die Tür zu weisen. "Alle Bemühungen und Hilfestellungen des Bezirksausschusses gegenüber der Wirtin konnten es leider nicht verhindern, dass sich weiterhin diese Gruppen in dem Lokal treffen", stellen die BA-Mitglieder fest. Zuletzt war bekannt geworden, dass sich im Februar und Ende Mai "Die Rechte" im "Goldenen Hirsch" getroffen hatte - eine Partei, die die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München (Firm) als "Sammelbecken militanter Neonazis" einstuft. Den Münchner Kreisverband der "Rechten" hat im April 2014 der Neonazi Philipp Hasselbach gegründet, kurz nachdem er aus einer mehrjährigeren Haft entlassen worden war. Aktivitäten der Partei richten sich unter anderem gegen den NSU-Prozess und das NS-Dokumentationszentrum.

Die Neuhauser BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) hatte daraufhin die Juni-Sitzung in die Hirschgarten-Gaststätte verlegt. Der Ortswechsel wird - wie von der SPD-Fraktion beantragt - nicht einmalig bleiben: Im Juli wird der BA im Neuhauser Augustiner tagen und dann entscheiden, ob er sich ein festes neues oder wechselnde Sitzungslokale sucht. Und er wird, auch das hält er in seiner jüngsten Resolution fest, sich weiterhin "brauner Hetze und Propaganda" in Neuhausen entgegen stemmen und sich für ein demokratisches Miteinander im Stadtteil und in ganz München einsetzen.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2015
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