Süddeutsche Zeitung

Neuer Träger:Skandinavier übernehmen Joki-Kindertagesstätten

Lesezeit: 2 min

Von Melanie Staudinger

Von Skandinavien lernen ist im Bildungsbereich nichts wirklich neues. Die nördlichen Länder Europas schneiden traditionell gut ab in Vergleichstest, sie gelten als vorbildlich, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft. Davon will auch die Münchner Kita-Kette Joki Kinderbetreuung profitieren. Sie lässt sich vom skandinavischen Marktführer AcadeMedia übernehmen - und erhofft sich dadurch eine deutliche Vergrößerung des Unternehmens.

Es seien sowohl die Eröffnung weiterer Joki-Kindertagesstätten geplant als auch die Gründung neuer Einrichtungen unter dem Namen Espira. Vor allem letzteres dürfte für Eltern mit kleinerem Geldbeutel interessant sein: Die Gebühren hier sollen in etwa denen der städtischen Kitas entsprechen.

Welche pädagogischen Schwerpunkte AcadeMedia setzt

Joki betreibt sieben Krippen und Kindergärten im Stadtgebiet. 170 Mitarbeiter betreuen 450 Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren. Damit ist das Münchner Unternehmen um einiges kleiner als AcadeMedia. Die Firma hat in ihrem Angebot 216 Kitas, 173 Schulen und mehr als 150 Einrichtungen für Erwachsenenbildung. Sie ist nach eigenen Angaben Mitglied in vielen staatlichen und kommunalen Gremien, die sich mit der Weiterentwicklung von Bildungskonzepten beschäftigt.

Diese Erfahrung will AcadeMedia nun in Deutschland einbringen. "Wir glauben, dass wir die pädagogisch hervorragenden deutschen Konzepte noch weiter bereichern können", sagt Marcus Strömberg, Geschäftsführer der AcadeMedia AB. Schwerpunkte der Einrichtungen seien Natur, Bewegung und das demokratische Miteinander. "Unter der Marke Espira wollen wir den Kommunen in Deutschland anbieten, in Übereinstimmung mit ihren Anforderungen Kitas zu erstellen und zu betreiben", sagt Strömberg.

Was genau das bedeuten soll, erklären die beiden Inhaber von Joki, Dagmar Nietzer und Uwe Heddendorp, die vom 1. Februar an das Deutschlandgeschäft von AcadeMedia führen werden. Die Espira-Kitas sollen nämlich nach dem Preismodell der Münchner Förderformel geführt werden, was den Eltern günstige Gebühren zusichert. "Unser Wunsch ist es zudem, durch die Übernahme von Betriebsträgerschaften auch in diesem Bereich ein Partner der Kommunen zu werden", sagt Nietzer.

Warum private Kitas bislang kaum eine städtische Förderung bekommen

Ganz uneigennützig ist das nicht. Mit der Förderformel und dem Betriebsträgermodell stellt die Stadt München freiwillige Zuschüsse zu Verfügung, die allerdings an enge Voraussetzungen geknüpft sind. Teilnehmende Einrichtungen müssen sich verpflichten, preisgünstige Gebühren anzubieten, die denen der städtischen Kindertagesstätten entsprechen und nach dem Elterneinkommen gestaffelt sind. Der Höchstsatz für Krippen liegt dort bei 421 Euro im Monat, für Kindergärten bei 202 Euro.

Einrichtungen, die mehr Personal einstellen, um etwa ihre Öffnungszeiten in der Früh oder am Nachmittag zu verlängern oder die Schließtage zu reduzieren, erhalten mehr Geld, ebenso wie Tagesstätten, die sich in einer sozial schwächeren Gegend befinden und daher auf ein tendenziell schwierigeres Klientel treffen.

Private Kitas versuchen seit langem, in diese Finanzierungsmodelle zu kommen, scheiterten bisher aber daran, dass sie entweder mit den günstigen Gebühren ihre Kosten nicht decken konnten oder wegen Zusatzangeboten, etwa eine zweisprachige Erziehung, aus der Förderung ausgeschlossen wurden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2813505
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.01.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.