Süddeutsche Zeitung

Neue Gruppierung gegen Rassismus:Italiener schließen sich "Sardinen" an

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Mit einer Demo am Odeonsplatz setzen sie zeitgleich mit Protesten in drei anderen europäischen Städten ein Zeichen gegen den Rechtsruck - nicht nur in Italien

Von Philipp Crone

Das Schwarmgefühl entsteht sofort. Am Sonntagnachmittag um kurz nach 14 Uhr spricht Viviana Valli eine erste Begrüßung auf dem Odeonsplatz zu den Demonstranten und die drängen sich daraufhin zu einem ziemlich kompakten Menschenblock zusammen. Einige haben Schilder dabei, andere haben Papiersardinen auf Holzstäben mitgebracht zur ersten Münchner Kundgebung der Sardinenbewegung aus Italien. "Im November ging es in Bologna los und irgendwann dachten wir uns, dass wir in München auch etwas dafür tun sollten", sagt Valli. Also riefen die Initiatoren zu einem Treffen auf dem Odeonsplatz auf und so stehen am Sonntag nun gut hundert Menschen zusammen, die allermeisten sind Italiener, die in München leben.

"Wir wenden uns gegen einige der großen Probleme unserer Zeit, in Italien, aber auch in ganz Europa und der Welt", sagt Valli. "Gegen Rassismus", steht auf den kleinen Schildern, gegen Populismus, gegen Hass. Und gegen die so hasserfüllte Sprache, die vor allem in den sozialen Netzwerken mittlerweile so präsent sei, sagt Cinzia Lizza aus dem Organisationsteam der Münchner Sardinen. "Auch deshalb geht Italien den Bach runter, aber hier ist das ja genauso ein Problem." Da nehme man die Idee aus Bologna doch gerne auf. "Sardinen haben alleine keine Kraft und keine Stimme, um etwas zu bewegen, aber in der Gruppe eben schon", sagt Valli. Hunderttausende waren in Italien auf der Straße, etwa hundert sind es in München, zeitgleich zu den Demonstrationen in Barcelona, Luxemburg und Bologna. "Wir werden immer mehr Sardinen, bis wir ein Meer aus Sardinen sind." Und die setzen sich ein für Solidarität, Empathie und Willkommenskultur.

Auf einem Schild steht geschrieben: kompakt wie ein Schwarm, aber nicht so stumm wie Fische. Ganz im Gegenteil, es wird mit Applaus und Jubel durchaus ganz schön laut auf dem Odeonsplatz.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2020
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