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Nahverkehr in München:In die MVV-Reform kommt doch wieder Bewegung

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Von Martin Mühlfenzl, München

Nach der teils heftigen Kritik an der Tarifreform des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) zeichnen sich mehrere Nachbesserungen ab. Im Gespräch sind derzeit diverse Varianten - das wurde am Montag im Kreistag des Landkreises München deutlich, dem Landrat Christoph Göbel (CSU) ein sogenanntes "MVV-Untersuchungspaket" vorstellte. Es soll in ein Spitzentreffen am 5. Oktober einfließen, bei dem Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Vertreter der Verbundlandkreise die festgefahrene Tarifreform doch noch retten wollen.

Möglich wäre den im MVV diskutierten Modellen zufolge, dass die Preise der Senioren-Isarcard 65 sowie der Isarcard 9 Uhr in den Landkreisen das derzeitige Preisniveau nicht oder höchstens um zehn Prozent übersteigen. Bei der jetzt vorliegenden Tarifreform müssten vor allem Nutzer der Isarcard 65 (bisher Isarcard 60) in einigen Kreisen deutlich draufzahlen.

Nachjustierungen könnte es auch beim Kernstück der Reform geben, der Einteilung der neuen Zonen - wenn auch nicht im großen Stil. Die neuen "tarifstrukturellen Einordnungen" sollen verhindern, dass Kommunen mit mehreren Haltestellen in unterschiedlichen Zonen liegen und so den Pendlern in einem Ort Nachteile entstehen. Dies wäre etwa in der Gemeinde Schäftlarn mit den Haltestellen Hohenschäftlarn (M+1) und Ebenhausen (M+2) oder auch in Germering und Gilching der Fall.

Geprüft wird zudem, inwieweit die Landkreise selbst über die Zuteilung einzelner Kommunen in andere, preisgünstigere Zonen entscheiden können. Der Landkreis München strebt dies etwa für Unterschleißheim oder Sauerlach an, beide lägen künftig in der Zone M+2. Die Mehrkosten für eine solche "Umzonung" aufgrund der günstigeren Ticketpreise müssten laut MVV allerdings die Landkreise selbst tragen.

Vor allem weil München-Pendler aus manchen Kommunen künftig mehr zahlen sollen, war Kritik an der Tarifreform laut geworden. Um dies wieder rückgängig zu machen, setzen die Landkreise nun darauf, dass der Freistaat mehr Geld an den MVV zahlt und so die Einnahmeausfälle ausgleicht.

Trotz der in Aussicht gestellten Nachbesserungen hat der Münchner Kreistag entschieden, in der nächsten Verhandlungsrunde der MVV-Gesellschafterversammlung weiter die Aufnahme aller Kommunen des Landkreises in die neue M-Zone zu fordern, die weitgehend das Münchner Stadtgebiet umfasst. Dies ist bisher stets abgelehnt worden wegen der Mehrkosten in Höhe von etwa 40 Millionen Euro und hatte im Landkreis zu Kritik an dem Reformwerk geführt. Die CSU schlug im Kreistag vor, der Landkreis München und der Freistaat könnten sich die Mehrkosten teilen.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2018
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