Süddeutsche Zeitung

Nach Terrordrohungen:Straßensperren rund um das Oktoberfest

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Nach den Terrordrohungen hat die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen um die Wiesn verschärft. Es herrscht Verkehrschaos, Wirte fürchten Einbußen.

S. Wimmer u. A. Becker

Nach den jüngsten Terrordrohungen gegen Deutschland hat die Polizei am Montagmorgen die Sicherheitsvorkehrungen um das Münchner Oktoberfest drastisch verschärft. Rund um das Festgelände auf der Theresienwiese haben die Beamten einen Kontrollring mit Straßensperren aufgebaut. Nur noch Anwohner und Lieferanten dürfen diesen mit Fahrzeugen passieren, die genau kontrolliert werden. 700 Polizeibeamte, anstelle von bislang 400, sollen das größte Volksfest der Welt schützen.

Die Polizei in München hat zudem zwei Männer in Gewahrsam genommen, die Kontakt zu dem Al-Qaida-Sprecher Bekkay Harrach gehabt haben sollen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte, man müsse die Drohungen sehr ernst nehmen, wolle aber, dass die Besucher des Oktoberfestes "ihre Maß noch genießen können". Harrach wird der mittleren Führungsebene des Terror-Netzes al-Qaida zugerechnet.

In zwei der Videos nahm er unter anderem Bezug auf das Oktoberfest. "Die Zeit ist für Deutschland reif, endlich zu begreifen, dass Afghanistan nicht das 17. Bundesland ist und auch nicht ein Bierzelt, um dort das ganze Jahr Oktoberfest zu feiern", sagt er in einem Video, das am 18. September aufgetaucht war.

Nach den Video-Botschaften befürchtet die Polizei, Bekkay könnte versuchen, in Deutschland lebende Islamisten für Anschläge zu aktivieren. Die Münchner Polizei nahm am Samstagnachmittag zwei Islamisten in Gewahrsam. Der eine ist ein 26 Jahre alter gebürtiger Marokkaner, der andere ein 42-jähriger Tunesier. Sie studieren nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beide Informatik und wohnen seit mehreren Jahren in München.

Beide Männer bewegen sich laut dem Münchner Polizeipräsidenten Wilhelm Schmidbauer in der islamistisch-extremistischen Szene. Sie sollen bis zum Ende des Oktoberfestes am kommenden Sonntag nicht mehr freikommen.

Schmidbauer räumte ein, die Polizei habe eingegriffen, obwohl "noch keine Straftat erkennbar ist". Es gebe aber konkrete Hinweise, "dass sich die Männer mit entsprechenden Attentaten beschäftigen, und wir wollen verhindern, dass derartige Planungen in die Tat umgesetzt werden".

Die Anwältin des 26-Jährigen bezeichnet den Beschluss einer Richterin für die Gewahrsamnahme als rechtswidrig. Sie will Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung erstatten.

Die Besucher brauchten wegen der Sicherheitskontrollen länger, um auf die Festwiese zu kommen. Der Betrieb lief daher mit circa einer Stunde Verspätung an. Taxifahrer mussten die Theresienwiese wegen der Absperrungen weiträumig umfahren. Autofahrer, die in der Nähe des Oktoberfestes arbeiten oder wohnen, mussten mit bis zu einer Stunde Stau rechnen, bis sie alle Kontrollen durch die zusätzlich eingesetzte Bereitschaftspolizei passiert hatten.

"So sicher wie jetzt war die Wiesn noch nie"

Die Münchner Wiesn-Chefin und Direktorin des Tourismusamts, Gabriele Weishäupl, und der Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer rechnen mit rückläufigen Besucherzahlen und Umsatzeinbußen: Roiderer spricht bereits von 25 Prozent. Allerdings unterstützen beide die Verschärfung des Sicherheitskonzepts: "Die Wiesn war immer schon sehr sicher, aber so wie jetzt noch nie." Nach Aussagen der Festwirte haben bisher allerdings nur wenige Menschen ihre reservierten Tische auf dem Oktoberfest storniert.

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SZ vom 29.09.2009
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