Süddeutsche Zeitung

Reservierung:Nie wieder Staus oder volle U-Bahnen

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Wer sich darüber ärgert, dass man in Münchner Lokalen kaum mehr spontan einen Tisch bekommt, der verkennt das Potential der Reservierung. Sie könnte so viele Probleme lösen.

Kolumne von Andreas Schubert

Dass man in München in kaum einem Lokal mehr spontan einen Tisch bekommt, ist nichts Neues. Sogar die Stehtische reservieren sie inzwischen, zum Beispiel im Haidhauser Augustiner, wo kürzlich an einem Werktagabend außer den Reservierungskärtchen eine Stunde lang niemand herumstand und spontan Durstige wieder abziehen mussten.

Aber so ist das halt, selbst Ausgehen will heute gut durchgetaktet sein. 19 bis 20 Uhr: Teambuilding-Stehhalbe mit den Kollegen, 20 bis 21.30 Uhr: Akquise-Dinner mit dem wichtigen Kunden plus Cocktail bis 23 Uhr. Danach könnte man um 24 Uhr noch einen schnellen Final-Transaction-Besuch im Leierkasten dranhängen, optional zwar, aber keinesfalls ohne Reservierung.

Reservieren macht das Leben viel bequemer

Wer diesen gewissen Mangel an Flexibilität nun recht befremdlich findet, sollte sich fragen, ob er nicht vielleicht in der falschen Stadt zur falschen Zeit lebt. Mehr noch: Inzwischen wäre es in München sogar geboten, das Reservieren auf andere Bereiche als die Gastronomie auszuweiten, schon wäre das Leben viel bequemer und einfacher.

So könnte man zum Beispiel am Isarufer feste Buchungszeiten einführen, schon gibt es keinen Frust mehr darüber, dass sich im Sommer wieder kein freies Plätzchen finden lässt. Reservierungszeit: maximal zwei Stunden, da spart man sich zwischendurch auch den Toilettengang in den Büschen. Alle wären happy, die Isar, die Stadt, und die Büsche sowieso.

Das wäre auch für die Straßen eine Idee: Man bookt sich für ein paar Euro einen Timeslot für den Weg zur Arbeit und es gäbe nie wieder Stau. Auch für die U- und S-Bahnen würde sich das Booking-Modell lohnen. Zumindest der Einlass in einen vorher festzulegenden Waggon wäre gebongt. Eine Sitzplatzgarantie freilich gäbe es dabei nicht. Man muss ja nicht alles gleich dermaßen übertreiben.

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Quelle:
SZ vom 10.04.2017
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