Süddeutsche Zeitung

Corona-Pandemie:Münchner Flughafen macht 320 Millionen Euro Verlust

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Es ist die schlechteste Jahresbilanz seit der Eröffnung - und kommt doch nicht überraschend. Denn das Passagieraufkommen lag wegen der Reisebeschränkungen 77 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Von Andreas Schubert

Die Corona-Pandemie hat am Münchner Flughafen die schlechteste Jahresbilanz seit dessen Eröffnung im Jahr 1992 verursacht. Verzeichnete die Flughafen München GmbH (FMG) im Jahr 2019 zusammen mit ihren Tochtergesellschaften konzernweit noch Umsatzerlöse von 1,6 Milliarden Euro, sank dieser Wert im vergangenen Jahr auf 580 Millionen Euro. Als Gesamtergebnis nach Steuern wird die FMG nach den bisher vorliegenden Zahlen einen Verlust in Höhe von 320 Millionen Euro ausweisen müssen. Im Rekordjahr 2019 konnte der Flughafen noch 178 Millionen Euro Gewinn verbuchen.

Das Ergebnis kommt nicht überraschend. Wegen der weltweiten Reisebeschränkungen sank das Passagieraufkommen in München um rund 37 Millionen auf etwas mehr als elf Millionen und lag damit um knapp 77 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die massiven Rückgänge bei den Einnahmen verteilen sich nach Angaben der FMG über sämtliche Geschäftsfelder. Betroffen sind sowohl die Erlöse aus dem Luftverkehr als auch die vom Konsum der Passagiere abhängigen Erträge, die zum Beispiel in der Gastronomie, im Einzelhandel oder beim Parken erzielt werden.

Schon kurz nach dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 reagierte die FMG mit einer Reihe von Maßnahmen, um die Verluste zu begrenzen und die Liquidität zu sichern. So führte sie etwa für einen Großteil der rund 10 000 Konzernmitarbeiter Kurzarbeit ein, legte den Terminal-2-Satelliten und das Terminal 1 vorübergehend still und verschob nicht betriebsnotwendige Aufwendungen und Investitionen, etwa den Bau neuer Parkhäuser, eines neuen Mietwagenzentrums, einer neue Unternehmenszentrale sowie eines Hotels. Dadurch konnte die FMG 2020 insgesamt 530 Millionen Euro einsparen.

Für den damals neuen FMG-Geschäftsführer Jost Lammers hatte das Jahr 2020 zunächst rekordverdächtig begonnen. In den noch nicht von der Pandemie betroffenen Monaten Januar und Februar zählte der Flughafen mehr als sechs Millionen Passagiere, bei zusammen mehr als 60 000 Flugbewegungen. So viele Passagiere waren es dann in den nächsten zehn Monaten insgesamt nicht mehr. Im schlechtesten Monat, dem April, waren es gerade einmal knapp 23 000 Passagiere bei rund 2000 Flugbewegungen.

In den Sommermonaten erholte sich das Fluggeschäft dann wieder einigermaßen. Dennoch ging die Anzahl der Starts und Landungen aufs Jahr gerechnet um mehr als 270 000 auf rund 147 000 zurück - dies entspricht einem Minus von knapp 65 Prozent. Das Cargoaufkommen - dies beinhaltet den Luftfracht- und Luftpostumschlag - erreichte 2020 in München ein Volumen von rund 151 000 Tonnen und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert.

Dass sich der Flugverkehr schnell wieder erholt, damit ist nicht zu rechnen. Flughafenchef Lammers geht zwar davon aus, dass die bevorstehenden Corona-Impfungen auch zu einer Verbesserung der Lage im Luftverkehr führen werden. Dies werde aber eine längere Übergangszeit dauern. Für die Beschäftigten am Flughafen heißt dies bangen. Denn obwohl ein Notlagen-Tarifvertrag für FMG-Mitarbeiter einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2023 vorsieht, gilt dieser Kündigungsschutz nur dann so lange, wenn sich der Flugverkehr erholt.

Bleibt er unter 50 Prozent des früheren Werts, darf der Notlagentarifvertrag nach Auskunft des Betriebsrats schon Mitte 2022 gekündigt werden. Um die Stellen zu reduzieren, setzt die FMG bei ihren Mitarbeitern und denen der Konzerntochter Aerogate auf freiwillige Kündigungen mit Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. Eine Zielvorgabe, wie viele Stellen abgebaut werden sollen, will die FMG nicht nennen.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2021
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