Süddeutsche Zeitung

Münchens Olympia-Bewerbung:Grüne Spiele

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Die Münchner Olympia-Bewerber versprechen saubere Spiele. 18 Leitprojekte sollen sämtliche CO2-Emissionen ausgleichen. Umweltverbände kritisieren das Konzept.

Heiner Effern

Die bayerischen Bewerber um die olympischen Winterspiele 2018 wollen beim Umweltschutz höchste Standards erfüllen. Die Wettbewerbe in München, Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee sollen klima- und flächenneutral ablaufen. Zudem sollen 18 sogenannte "Leitprojekte" die Ökologie zu einem "der Herzstücke unserer Bewerbung" machen, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes bei der Vorstellung des Umweltkonzeptes für München 2018. Naturschutz sei "für das IOC alles andere als Gedöns, sondern eine wichtige Säule". Die Zusagen des Konzepts werde man in jedem Falle einhalten, sagte Vesper. Das sei "verbindlich".

Den Inhalt hat die Fachkommission Umwelt der Bewerbungsgesellschaft zusammen mit der Sporthochschule Köln und dem Öko-Institut in Freiburg erarbeitet. "Erstmalig wollen wir die enormen Emissionen olympischer Winterspiele ausgleichen", sagte Ralf Roth von der Sporthochschule. Im Gegensatz zu bisherigen Großereignissen stehe im Vordergrund, zuerst den Ausstoß von CO2 zu reduzieren und dann den Rest durch Ausgleichsmaßnahmen zu kompensieren, erklärte Martin Schmied vom Ökoinstitut.

Hybrid-Fahrzeuge und ein Biospährenreservat Für die Reduzierung von Emissionen sind eine ganze Reihe von Projekten vorgesehen: Das olympische Dorf in München und auch das Athletendorf in Garmisch sollen in Plusenergiebauweise errichtet werden. Mit einem Investitionsprogramm werden die Hotels in der Region bis 2018 so saniert, dass sie 30 Prozent weniger Energie benötigen. Die Hälfte des olympischen Verkehrs wollen die Organisatoren öffentlich über Busse und die Bahn abwickeln. Alle für Olympia 2018 benötigten Fahrzeuge sollen zudem mit einem Elektro- oder Hybrid-Antrieb ausgestattet werden. Der Olympiapark, so die Vorgabe, könnte nach einer energetischen Sanierung 30 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen.

Auch im Flächenverbrauch will München 2018 Vorbild für andere Großveranstaltungen sein. Man werde "neue Eingriffe in Schutzgebiete, Bergwald und bedeutende Biotopflächen vermeiden", heißt es im Umweltkonzept. Flächen, die dauerhaft versiegelt werden, wollen die Bewerber an anderen Stellen ausgleichen.

Zudem soll zwischen dem Murnauer Moos und den Alpen rund um Garmisch-Partenkirchen ein von der Unesco anerkanntes Biospährenreservat entstehen. Als nachhaltiges Erbe versprechen die Olympia-Bewerber auch eine deutlich bessere Verkehrsverbindung zwischen Garmisch und München: Touristen und Pendler würden mit der Bahn dann nur noch 70 statt wie bisher 90 Minuten benötigen. Dazu plant die bayerische Staatsregierung noch eine zweite Tunnelumgehung für Garmisch durch den Wank.

Das Konzept geht zwar über das bisher bekannte Papier für die ersten Bewerbungsunterlagen hinaus, stößt aber bei Umweltschützern nach wie vor auf harsche Kritik. "Die Bewerbungsgesellschaft hat ihr letztes Vertrauen verspielt. Ein bunter Blumenstrauß von 18 Einzelprojekten ist kein Umweltkonzept, sondern ein einfaches Greenwashing einer ökologisch und ökonomisch höchst zweifelhaften Bewerbung", sagte der klimapolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann. "Da steht nichts Konkretes drin, zum Beispiel wie viele Schneekanonen man braucht. Man wird viel Natur zerstören, auch wenn man uns Sand in die Augen streuen will", sagt Christian Hierneis, Chef des Bund Naturschutz im Kreis München.

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SZ vom 10.10.2009
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