Süddeutsche Zeitung

Gastronomie in München:Wirtshaus am Rosengarten muss schließen

Lesezeit: 2 min

Zu wenig Personal, hohe Energiekosten: Der Pächter des beliebten Ausfluglokals am Westpark gibt auf - doch anscheinend gibt es schon neue Interessenten.

Von Franz Kotteder

Dramatisch gestiegene Energiekosten, zugleich ein gravierender Personalmangel in den Küchen und im Service: Restaurants und Gaststätten haben auch nach dem Ende aller Corona-Auflagen sehr zu kämpfen. Inzwischen gibt es auch ein erstes prominentes Opfer: Das Wirtshaus am Rosengarten beim Westpark musste jetzt aufgeben.

"Wegen Geschäftsaufgabe bleibt das Restaurant leider geschlossen", verkündet ein Zettel an der Eingangstür. Dies ist umso erstaunlicher, als das bekannte Ausflugslokal relativ gut durch die Corona-Zeit gekommen war und höchst erfolgreich Schweinsbraten, Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn während der Lockdowns in der ganzen Stadt ausgeliefert hatte und danach bald wieder gut gebucht war.

Das ist nun vorbei. Anfang Februar zog Pächter Gerhard Rieder, 58, die Reißleine: "Es ging einfach nicht mehr, die Kosten für Strom und Gas sind inzwischen dreimal so hoch wie im vergangenen Jahr, und es gibt viel zu wenig Personal." Fatalerweise, sagt er, liegt es keineswegs am mangelnden Interesse des Publikums: "Wir hätten durchaus viel Geschäft gehabt, die Gäste wären schon da. Aber wir finden nicht genügend Leute, die in der Küche und im Service arbeiten wollen."

In ganz Deutschland habe man nach Köchen gesucht, sogar im Ausland Küchenkräfte angeheuert. Die meisten seien aber nicht lange geblieben: "In einer Großgastronomie wie bei uns fällt richtig viel Arbeit an, da tut man sich in kleineren Betrieben leichter." Schließlich sei es nicht mehr möglich gewesen, mit dem vorhandenen Personal "die Qualität zu liefern, die unsere Gäste erwarten dürfen". Zusammen mit den stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas "im hohen fünfstelligen Bereich" habe sich das Wirtshaus einfach nicht mehr getragen.

"Der Rosengarten war meine Heimat, das war mein Leben"

Das Wirtshaus am Rosengarten, nach Entwürfen der Architekten Ernst Hürlimann und Ernst Maria Lang von der Bayerischen Hausbau 1983 zur Internationalen Gartenbauausstellung am Westpark gebaut, hat innen 220 Plätze und auf der Terrasse noch einmal 250. Dazu kommt im Sommer noch ein Biergarten mit 1400 Plätzen. Anfangs geführt von den damaligen Wiesnwirten Richard Süßmeier und Fritz Rettenmeier, hatte die Ausflugsgaststätte wegen ihrer Größe immer wieder mal zu kämpfen.

Gerhard Rieder, der schon als Kellner und Restaurantleiter bei Rettenmeier gearbeitet hatte, pachtete das Lokal 2012 von der Paulaner-Brauerei. Er sorgte mit Events wie "Sterneköche im Wirtshaus", Kabarettveranstaltungen und Open-Air-Konzerten immer wieder für ein volles Haus und überbrückte Flauten mit Einfallsreichtum.

"Der Rosengarten war meine Heimat, das war mein Leben", sagt Rieder. Zuletzt hätten er und seine Frau sieben Tage die Woche gearbeitet: "Wir haben sehr viel Zeit und Kraft investiert, aber es geht jetzt auch gesundheitlich nicht mehr so weiter." Wie es für ihn und seine Frau weitergehe, wisse er noch nicht: "Wenn wir wieder ein Lokal übernehmen, dann aber mit Sicherheit ein deutlich kleineres."

Die Brauerei teilte mit, sie werde nun die Übergabe abwickeln und das Wirtshaus mitsamt Biergarten neu verpachten. Wie man hört, gibt es bereits Interessenten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5746784
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.