Süddeutsche Zeitung

Café Ça Va im Westend:Frühstück in der Lieblingskneipe

Lesezeit: 3 min

Das Café Ça Va ist vor allem für günstige Cocktails und Fußballspiele bekannt, nicht aber für sein Frühstück. Dabei ist die Kneipe, in der seit Jahrzehnten die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, definitiv einen Besuch am Morgen wert.

Von Katharina Haase

Der französische Ausdruck "Ça va" hat eine große Besonderheit. Nämlich die, dass man ihn gleichzeitig als Frage und Antwort verwenden kann. Fragt also jemand "Ça va?", was im Deutschen so viel heißt wie "Wie geht's?", könnte die Antwort schlicht lauten "Ça va!", was bedeutet "Ganz ok!". Oder wie man in Bayern sagen würde: "Basst scho!" Sehr wahrscheinlich gibt es auch keinen bairischen Ausdruck, der das Lebensgefühl der Gäste besser beschreibt, sobald sie das Café Ça Va nahe der U-Bahn-Station Schwanthalerhöhe betreten. Unter Studenten vor allem wegen der Happy Hour mit günstigen Cocktails beliebt, feiert die Gastro-Kneipe von Inhaberin Brigitte Jaschkowitz in diesem Jahr bereits ihr 38-jähriges Bestehen. Dass man dort auch frühstücken kann, wissen die wenigsten. Dabei ist die Auswahl groß - und das Essen wirklich lecker.

Auf den ersten Blick wirkt das Ça Va, als ob sich seit der Eröffnung im Jahr 1985 nicht allzu viel verändert hätte. Durch die hohen Fenster, die zur Straße hin liegen, fällt schummriges Licht. Der große, etwas angestaubt wirkenden Gastraum ist mit Holztischen vollgestellt, teilweise dekoriert mit altmodisch wirkenden Häkeldeckchen. Lediglich der Bereich vor der ebenfalls hölzernen Bar wurde freigelassen und ermöglicht so Kellnern und Gästen ein besseres Durchkommen. An den in hellem Gelb bemalten Wänden hängen Blechschilder mit Werbung aus längst vergangenen Zeiten und verschiedene, mit Kreide beschriftete Tafeln verkünden die Uhrzeit und Preise der Happy Hour oder wann das nächste Spiel des FC Bayern im Lokal live zu sehen ist.

Frühstück gibt es im Ça Va nur an Wochenenden und Feiertagen von 10 Uhr bis 16 Uhr. Die Auswahl ist erstaunlich groß. Auf der Standard-Karte finden sich verschiedene Frühstücksvariationen, vom kleinen Frühstück mit Brot, Butter, Quark und Marmelade für 3,90 Euro bis hin zum großen Frühstück für zwei Personen, mit verschiedenen Wurst- und Käsevariationen, Joghurt mit frischen Früchten, Croissants, Prosecco und was das Herz sonst noch begehrt für 24,90 Euro. Das ist für ein Zwei-Personen-Frühstück in München erstaunlich günstig und erklärt einmal mehr, warum das Ça Va gerade in Studentenkreisen so beliebt ist. Wer bei der letzten Happy Hour zu tief ins Glas geschaut hat und am Morgen etwas Kräftiges braucht, dem sei das Bauernfrühstück mit Speck, Eiern und Kartoffeln empfohlen. Dazu gibt es Brot, Butter und Marmelade für 9,90 Euro.

Neben den Standard-Frühstücksvariationen bietet das Ça Va allerdings auch eine große Auswahl an Spezial-Frühstück, das in ordentlicher Handschrift auf einer Extra-Karte geschrieben steht. Neben dem Weißwurst-Frühstück, bestehend aus zwei Würsten und Brezn für 7,90 Euro, bietet diese beispielsweise auch drei herrlich fluffige Pancakes mit Sirup. Dazu gibt es noch einen cremigen Joghurt mit frischen Früchten für insgesamt 8,90 Euro. Ebenfalls sehr lecker und sättigend ist der Avocado-Toast. Er besteht aus zwei Scheiben geröstetem Vollkornbrot, die mit einer angenehm würzigen Guacamole bestrichen und mit Speck und Spiegeleiern belegt ist. Dazu gibt es einen Beilagensalat für insgesamt 11,90 Euro und von den Testern einen Pluspunkt dafür, dass man auf Nachfrage selbstverständlich auch Rührei statt Spiegelei bekommen kann.

Wer es etwas ausgefallener mag, kann sich ein israelisches Frühstück bestellen. Für 14,90 Euro gibt es eine kleine Shakshuka - eine würzige Tomaten-Paprika-Soße mit Spiegelei - und einen bunt garnierten Teller mit Falafel, Hummus, Couscous, Rote-Bete-Mus und Pita-Brot. Weitere Angebote wie Eggs Benedict oder ein American Breakfast mit Pancakes und Bio-Bratwürsten sehen auf den Tellern an den Nachbartischen ebenfalls hervorragend aus. Zudem sind die Portionen mehr als großzügig bemessen.

Zum Frühstück kann man sich einen frisch gepressten Orangensaft bestellen, 4,50 Euro kostet das 0,33-Liter-Glas. Ansonsten gibt es Saftschorlen und Softdrinks. Ob man am Morgen auch schon einen Cocktail bekommen kann, wurde nicht getestet, der gut gelaunte Barkeeper hätte aber sicher nicht Nein gesagt. Der Kaffee schmeckte ebenfalls gut, das Haferl gibt es für 3,20 Euro, ebenso den kleinen Cappuccino. Der Milchkaffee ist etwas teurer, kommt dafür aber stilecht in einer französischen Bol daher, also in einer Tasse ohne Henkel, die man beim Trinken fest umgreifen muss, sodass man sich an kalten Wintertagen auch gleich die Hände daran wärmen kann. Der Milchschaum ist reichlich und fluffig, der Kaffee schön heiß.

Das vormittägliche Publikum im Ça Va lässt sich schlecht in eine Schublade stecken. Verliebte Pärchen und gute Freunde findet man ebenso wie Familien mit kleinen Kindern oder einzelne Weißwurst-Fans, die sich schon mal den besten Platz fürs spätere Bundesliga-Spiel sichern. Im Ça Va kommen sie alle zusammen - die Gäste sind so bunt gemischt wie die Auswahl auf der Frühstückskarte. Dabei kommt das Café ganz ohne Schnickschnack und den hippen Flair der angesagten Innenstadt-Cafés aus. Im Ça Va scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, der Laden will nicht gefallen und tut es vielleicht gerade deshalb so sehr. Wer auf der Suche nach einem leckeren Frühstück in entspannter Atmosphäre ist, ist dort gut aufgehoben. Oder wie man auf bairisch sagen würde: "Ça va? Basst scho!"

Café Ça Va, Kazmairstraße 44, 80339 München, Telefon: 089/5028584, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 0 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ab 10 Uhr.

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