Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr in München:Freier Durchgang am Sendlinger Tor

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Nach knapp sieben Jahren Bauzeit ist das Zwischengeschoss des U-Bahnhofs mit Ladenpassage eröffnet worden. Die Rolltreppen dort gehören zu den längsten im Münchner Nahverkehr.

Von Andreas Schubert

Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Obwohl der Umbau des U-Bahnhofs Sendlinger Tor noch nicht ganz abgeschlossen ist, haben die Stadtwerke und die Münchner Verkehrsgesellschaft am Dienstag schon mal das Zwischengeschoss eingeweiht - mit Musik, Häppchen und einem ganzen Haufen geladener Gäste.

Der neue Look mit den schwarzen Decken und dem Beleuchtungskonzept von Ingo Maurer ist sehr modern. Der Entwurf für den Umbau stammte von der Planungsgemeinschaft Raupach und Bohn.

Knapp sieben Jahre sind seit Beginn der Bauarbeiten vergangen. Doch jetzt sind Bauzäune, herunterhängende Kabel, Baulärm und Staub im Sperrengeschoss Vergangenheit. Mit der Eröffnung der meisten Läden ist nun wieder richtig Leben eingekehrt. Zu finden sind hier nun zwei Tabakläden (einer davon mit Zeitschriften), zwei Bäckereien und ein Brezenladen, zwei Handy-Shops, eine Drogerie, ein Dönerstand, ein Schlüsseldienst, ein Laden mit Spezialitäten aus Hafer und ein Blumenladen.

Mitte 2024 soll der U-Bahnhof dann wirklich komplett fertig sein. Bis dahin stehen unter anderem noch Arbeiten an Decken und Fassaden an sowie am neuen Aufgang zur Blumenstraße. Dort sind die Rolltreppen bereits montiert, sie gehören zu den längsten im Münchner Nahverkehr. Passagiere gelangen damit direkt von der Bahnsteigebene der U1 und U2 an die Oberfläche.

Einer der wichtigsten Verkehrsknoten Münchens

Die 1971 eröffnete und 1980 erweiterte Station ist einer der wichtigsten Verkehrsknoten Münchens. Dort verkehren vier U-Bahn-Linien plus zwei Verstärkerlinien. An der Oberfläche halten fünf Trambahnlinien und zwei Buslinien. Allein bei der U-Bahn steigen täglich bis zu 200 000 Passagiere ein und aus. Konzipiert war der Bahnhof ursprünglich für nur rund 50 000 Fahrgäste, weshalb es mit der Zeit immer enger im Untergrund wurde. Das Gedränge an den Bahnsteigen wirkte sich laut MVG auch auf die Pünktlichkeit der U-Bahnen aus, da sich deren Abfertigung verzögerte. Jetzt haben die Menschen viel mehr Platz. Mit neuen Wegen, Ausgängen und neuen Treppen werden die Passagierströme effizienter verteilt.

Neu sind auch die Aufzüge aus der U1/U2-Ebene bis zur Oberfläche, die ebenfalls neu gestaltet wird, aber noch nicht ganz fertig ist. Die frei laufende Rechtsabbiegespur vom Oberanger kommend zur Sonnenstraße zum Beispiel gibt es nicht mehr, auch die Linksabbiegespur zur Blumenstraße musste weichen, damit Radler mehr Platz bekommen. Für die gibt es fortan bauliche, breite Radwege statt der alten, in die Fahrbahn integrierten Radstreifen. Vor dem Sendlinger Tor ist nun ein neuer Bodenbelag aus sandfarbenem Gussasphalt, um die Bäume herum sind Sitzgelegenheiten aus Beton entstanden.

Bei der Eröffnungszeremonie drückten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und MVG-Chef Ingo Wortmann gemeinsam einen symbolischen Buzzer. Vorher merkte der OB noch an, er habe eine "Buzzer-Phobie", denn das letzte Mal, als er so einen gedrückt habe, sei beim Spatenstich zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke gewesen. Deren Bau dauert bekanntlich wohl noch 14 Jahre statt einst angekündigter neun.

Da mutet die Verzögerung am Sendlinger Tor eher gering an. Eigentlich hätten die Arbeiten am U-Bahnhof bereits vor einem Jahr abgeschlossen sein sollen. Doch wegen diverser Widrigkeiten - Corona-Pandemie, Lieferschwierigkeiten, unerwarteter Funde von Betonteilen im Untergrund - hat sich die Eröffnung um mehr als ein Jahr verschoben. Etwas teurer ist der Bahnhof auch geworden, statt 150 Millionen Euro kostet er 160 Millionen. Für Ingo Wortmann ist das, wie er sagte, ein "sehr ordentliches Ergebnis", angesichts der allgemeinen Preisentwicklung im Bausektor.

Im Sommer werden sich Reiter und Wortmann erneut freuen dürfen. Dann wollen die Stadtwerke am Sendlinger Tor noch einmal ein richtig großes Einweihungsfest feiern.

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