Süddeutsche Zeitung

Trampolinparks:Wo Münchner große Sprünge machen können

Lesezeit: 3 min

In Trampolinparks haben nicht nur Kinder ihren Spaß, auch Erwachsene kommen, um zu trainieren. Rund um Trapeze und Sprungtücher hat sich längst ein Trendsport entwickelt - auch deshalb eröffnen immer neue Hallen.

Von Linus Freymark

Anlauf nehmen. Rauf aufs Trampolin. Abstoßen. Arme ausbreiten. Durch die Luft segeln. Im Meer aus Schaumstoffkissen landen. "Nochmal!", ruft Isabel und klettert aus dem Schaumstoffberg. Während sie zurück zum Startpunkt läuft, rennt ihre Schwester Olivia los, um dasselbe Manöver wie Isabel zu absolvieren.

Ihr Vater Martin Heindlmeier hangelt sich derweil ein paar Meter weiter durch einen Stangenparcours. Eine Hand vor die andere setzend greift er nach den Stangen und bewegt sich vorwärts, ohne den Boden zu berühren. Unter seinem roten Sportshirt spannen sich die Muskeln, sein Gesicht ist von der Anstrengung verzerrt. Er schwitzt. Trotzdem läuft auch er, als er durch den Parcours durch ist, direkt wieder zum Ausgangspunkt zurück, packt die Stangen und zieht sich an ihnen hoch. Anders als seine Töchter ist er schließlich nicht nur zum Spaß in den gerade neu eröffneten Trampolinpark der Firma Superfly Airsports in der Martin-Kollar-Straße am Moosfeld gekommen. Er ist auch zum Training hier.

Trampolinparks erfreuen sich seit ein paar Jahren immer größerer Beliebtheit. In und um München stehen mehrere dieser Hallen, die bis zu 5500 Quadratmeter groß sind. In ihnen gibt es neben zahlreichen Trampolinen Basketballkörbe, an denen dank der Sprunghilfen auch ungeübte Spieler zum Dunk ansetzen können, meterhohe Rutschen, Balanciereinheiten und Seilbahnen, wie man sie von Spielplätzen kennt. Kindergeburtstage werden dort ebenso wie Firmenevents gefeiert, Cheerleader und Parcourssportler kommen zum Training. Rund um die Trampolinparks hat sich längst ein Trendsport entwickelt.

Im Ende vergangenen Jahres eröffneten Trampolinpark am Moosfeld gibt es einen Ninja-Parcours, in dem sich Sportler wie Martin Heindlmeier und sein Kollege Stefan Settele auf Wettbewerbe wie "Ninja Warrior" vorbereiten können. Für die auf RTL übertragene Show bewerben sich rund 13 000 Sportler, in die Endrunde kommen etwa 300. Settele möchte es dieses Jahr versuchen. In der Halle hier gebe es gute Trainingsmöglichkeiten, findet er. Auch wenn er und Martin Heindlmeier sich einig sind, dass es durchaus noch ein bisschen anspruchsvoller sein könnte. "Aber klar, man muss natürlich eine Mischung finden", meint Heindlmeier. Der Trampolinpark soll schließlich für alle etwas bieten.

Dementsprechend gemischt ist das Publikum an diesem Freitagnachmittag: Zwischen Heindlmeier und Settele flitzen Kinder umher, an der Seilbahn wechseln sich Zehnjährige mit Mitvierzigern ab. Der Park werde sehr gut angenommen, sagt Standortleiterin Alissa Teixeira Parente. Als die Planungen für den Park begannen, hatte Teixeira Parente zwischendurch die Befürchtung, der Hype ums Trampolinspringen könnte bis zur Eröffnung schon wieder vorbei sein. "Aber das ist überhaupt nicht so", beobachtet sie, "es ist eher so, dass neue Zielgruppen dazugekommen sind." Neulich waren zum Beispiel die Basketballer des FC Bayern da. Fast nirgendwo lässt sich Sprungkraft so effektiv und spielerisch trainieren wie auf Trampolinen. Das bringt Kondition, zudem wird die Muskulatur gestärkt. Teixeira Parente sagt, zehn Minuten Springen sei wie eine halbe Stunde Joggen.

Aber natürlich bleiben die Kinder eine große Zielgruppe. Mathias Hierl ist mit einer ganzen Horde in den Park gekommen, seine Tochter feiert Geburtstag, und weil sie ständig von einem Trampolin zum nächsten rennt, ist sie gerade nicht zu sprechen. Hierl hat für den Nachmittag eines der Geburtstagspakete gebucht, die zwischen 17,90 Euro und 32,90 Euro kosten und in denen neben den 90 Minuten Sprungzeit ein Essen und je nach Preiskategorie auch noch andere Extras dabei sind. Wirklich günstig findet Hierl das nicht - aber Spaß macht es trotzdem, auch ihm, dem Vater. "Ich bin vorhin auch schon rumgesprungen", erzählt er. Jetzt braucht er eine Pause und sieht zu, wie sich die Geburtstagsgäste eine der riesigen Rutschen herunterstürzen.

Für manche der Stationen braucht es Überwindung. Isabel und Olivia etwa, die Töchter von Martin Heindlmeier, haben sich erst an die Seilbahn getraut, als ihr Papa ihnen vorgemacht hat, wie es funktioniert. Auch an anderen Stationen sieht man immer wieder Kinder, die zögern, bevor sie sich in die Tiefe stürzen. Haben sie sich getraut, ist die Freude groß und aus den Schaumstoffkissen tauchen lachende Kindergesichter auf.

Doch nicht immer geht alles gut: Die Betreiber der Trampolinhallen tun einiges, um das Verletzungsrisiko zu minimieren; es gibt Sicherheitseinweisungen und zahlreiche Mitarbeiter, die den Sprungbetrieb überwachen. Doch immer wieder kommt es zu Zusammenstößen oder Bänderverletzungen. Rettungsdienste oder Sportorthopäden führen keine Statistiken dazu, welche ihrer Patienten gerade aus einem Trampolinpark kommen, aber die subjektive Einschätzung mehrerer Ärzte und Sanitäter ist: Ganz ungefährlich ist das Trampolinspringen nicht. Die meisten Verletzungen entstünden jedoch nicht, weil die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend seien, sondern weil sich die Besucher nicht an die Vorschriften halten oder einfach falsch landen und umknicken.

Langsam, ganz langsam setzt Olivia einen Fuß vor den anderen. Die Arme sind ausgebreitet, der Oberkörper schwankt hin und her, genau wie der schmale Balken unter ihren Füßen. Konzentriert bewegt sie sich vorwärts, gerät ins Straucheln, findet ihr Gleichgewicht wieder. Dann hat sie es geschafft. Als sie zurückläuft, steht Isabel schon auf dem Balken.

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Quelle:
SZ vom 24.01.2020
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