Süddeutsche Zeitung

WC-Ranking-Meister:München hängt die anderen sauber ab

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Beim WC-Ranking macht München mal wieder den ersten Platz. Uneingeschränkt zu empfehlen ist der Besuch aber meist nur, wenn man wirklich muss.

Glosse von Jakob Wetzel

Da ist das Ding: Der Rekordmeister von der Isar hat den nächsten Titel eingeheimst. Die Münchnerinnen und Münchner können ab sofort mit stolzgeschwellter Brust auf- und austreten. Denn München ist nun amtierender "WC-Ranking-Meister". Und die Münchner Lokalredaktion der SZ gratuliert hiermit ganz herzlich.

Verliehen hat den Titel ein Online-Reiseportal mit dem in diesem Zusammenhang leicht zweideutigen Namen "kurz-mal-weg.de". Vermutlich fragt sich ja jeder in seinem Job hin und wieder, was genau er da eigentlich gerade tut. Die Mitarbeiter dieses Portals aber haben auf solche Fragen eine klare Antwort: Sie haben in Deutschlands laut Google zehn beliebtesten Urlaubsstädten mehr als 890 öffentliche Toiletten miteinander verglichen, nach Qualität, Quantität und Barrierefreiheit. Münchens Häusl landeten am Ende mit 25 von 30 möglichen Punkten auf Rang eins, knapp vor Dresden und Heidelberg (jeweils 24 Punkte). Schlimme Zustände herrschen dagegen offenbar in Bremen (sechs Punkte) und vor allem in Leipzig (nur vier Punkte). Dort ist von einer Klo-Benutzung wohl grundsätzlich eher abzuraten. Besser könnte es sein, zu kneifen und fürs Geschäft nach München auszuweichen.

Wobei zur Wahrheit gehört: Die Münchner Klos verdanken den Sieg auch der Schwäche der anderen. Titelverteidiger Heidelberg etwa, 2020 mit ganzen 29 Punkten noch souveräner Klo-Meister, hatte heuer offenbar mit üblen Gerüchen zu kämpfen. In München dagegen loben die Analysten insbesondere das Toilettenhäuschen am Kurfürstenplatz in Schwabing. Es konnte seine Google-Bewertung 2021 von dreieinhalb auf vier Sterne steigern und werde nun als "sauber und mit fairen Preisen" angepriesen.

Dieses Sieger-Klo ist tatsächlich ein durchaus solides Etablissement. Zumindest im Männerbereich ist nichts zu beanstanden. Alles wirkt reinlich, es gibt genug Seife und Toilettenpapier, da sind die 60 Cent gut investiert. Nachmittags geht es vielleicht etwas arg geschäftig zu, aber bei dem Ruf, der diesem Klo vorauseilt, ist das ja auch kein Wunder. Ein bisschen Kritik muss trotzdem sein: Wer auf besondere Momente hofft, auf einen Funken, der überspränge oder ein tolles Foto-Motiv für Instagram, der wird enttäuscht sein. Uneingeschränkt zu empfehlen ist der Besuch nur, wenn man muss.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2021
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