Süddeutsche Zeitung

Theaterfestival "Kuckuck" 2024 für die Allerkleinsten:Wenn die Sonne plötzlich eckig ist

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In der diesjährigen Ausgabe des Festivals "Kuckuck" laden neun nationale und internationale Produktionen Theateranfänger zu Bühnenerfahrungen mit Sand und Papier, Ton und Tönen ein.

Von Barbara Hordych

Zwar ist das Stadtmuseum bei der diesjährigen Ausgabe des Kuckuck-Theaterfestivals für Anfänger ebenso wie die Schauburg und die evangelische Familien-Bildungsstätte Elly Heuss-Knapp ("Elly") wieder als Kooperationspartner dabei, erstmals wegen der Sanierung aber keine Spielstätte. "Wir haben uns vorgenommen, aus der Not eine Tugend zu machen und das Festival auch in andere Stadtteile zu tragen", sagt Eva Berger von der Sammlung Puppenspiel. So kommen als Bühnen das HochX und der Gasteig HP8 ins Spiel - "und der Vorverkauf ist auch an den neuen Orten erfreulicherweise ungebrochen hoch", sagt Berger. Gerade die Nachfrage nach theatralen Angeboten für die Allerjüngsten sei in München groß - und die verfügbaren Kartenkontingente bei begrenzten Zuschauerzahlen schnell vergriffen.

Vom 12. bis 22. März werden neun nationale und internationale Produktionen schon für die Allerjüngsten von zwei Jahren an gezeigt. Die können gleich beim Eröffnungsstück "Impulz" in der Schauburg die Steuerung übernehmen und den Tänzer aus Antwerpen per Knopfdruck in Bewegung setzen.

Berger hat es das Stück "Die unmögliche Sonne" besonders angetan, das im HochX zur Aufführung kommt. Das Ensemble aus Belgien spielt auf einer Miniaturbühne aus Holz, "sie bringen sogar eigene Sitze mit, die wie eine Tribüne aufgereiht werden", sagt Berger. Im Stück geht eines Morgens die Sonne nicht mehr rund auf, sondern als Quadrat. Die Tiere, darunter Fuchs und Pinguine, streiten miteinander, ob sie für oder gegen diese "neue Sonne" sind: Muss sie denn überhaupt rund sein? Ist vielleicht die eckige Form besser? "Das Stück wendet sich an Kinder ab vier Jahren, das ist erfahrungsgemäß das Alter, in dem genau solche Fragen gestellt werden", sagt Berger.

Mit Formen und einem formbaren Material experimentieren auch die beiden Spielerinnen aus Tübingen, die sich in der "Elly" für ihre "Geschichten aus dem Matschklumpen" die Wandlungsfähigkeit von Ton zunutze machen.

Ein Material, das sicher zum Lieblingsspielzeug vieler Kinder gehört, hat sich die junge nigerianische Theatergruppe Kininso Koncepts für ihr Stück "Sandscape" (Sandland) gewählt: Sie vollführen in der Schauburg ein rhythmisches und musikalisches Spiel mit jeder Menge Sand, das ganz ohne Worte auskommt und in einem Tanz mit dem Publikum endet. "Ein wirklich tolles Projekt, auch wenn es wegen der Visa gar nicht so einfach war, die afrikanischen Spielerinnen hierherzubringen", erzählt Berger. Weitere Städte wie Marburg und Düsseldorf griffen zu, so kam eine kleine Tournee zusammen.

Von ganz weit weg wieder zurück zur "Kleinsten Bühne der Welt" aus München. Hedwig Rost lädt im Gasteig HP8 zu einer deutsch-ukrainischen Märchenstunde mit der Geschichte vom "Verlorenen Handschuh", die von Zusammenhalt in schwierigen Zeiten erzählt: Im Schnee liegt ein Fäustling, in den erst eine Maus, und dann immer mehr Tiere einziehen - denn Platz ist in der kleinsten Hütte. Aber was ist, wenn der Besitzer seinen Handschuh wiederfindet?

Zum Schluss noch eine ermutigende Nachricht: Auch wenn Stand jetzt viele Vorstellungen ausverkauft sind, lohnt sich ein Anruf am Veranstaltungstag bei den jeweiligen Spielstätten. "Gerade bei den Kleinen im Kita-Alter kommt es öfter zu kurzfristigen Absagen und plötzlich sind wieder Plätze frei", sagt Berger.

Kuckuck - Theaterfestival für Anfänger 2024, bis 22. März, diverse Spielorte, Programm unter www.kuckuckfestival.com

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