Süddeutsche Zeitung

Village Café:French Toast mal italienisch

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Das Village Café im Glockenbachviertel will nicht hip sein - hier soll sich die Nachbarschaft wohlfühlen. Und Frühstück gibt es für alle, die Sehnsucht nach Italien haben.

Von Judith Bauer

Dörflich geht es im Village Café nicht zu, im Gegenteil. An der offenen Fensterfront rauscht der Stadtverkehr vorbei. Doch die morgendliche Betriebsamkeit an der Fraunhoferstraße mischt sich im Inneren des Lokals mit entspannter RnB-Musik. Dort sieht es nach Italien aus.

An der Wand hinter der Bar reihen sich die Campari-Flaschen aneinander, in der Vitrine liegen Panini, eine Leuchtschrift wirbt für Birra Moretti. Auch der Service ist ähnlich kommunikativ, wie man es vielleicht in einem italienischen Stadtcafé erwarten würde. Der Chef plauscht mit der Stammkundschaft, der Kellner serviert den Kaffee mit einem Glas Wasser und einem Augenzwinkern.

"Kunden sagen oft, das Village Café erinnere sie an Cafés in Mailand," sagt Rifat Kavuk, der den Laden vor einem Jahr eröffnet hat. Für Italophile wie ihn, einen Münchner mit türkischen Wurzeln, habe im Glockenbackviertel eine Espresso- und Aperitivo-Bar gefehlt, sagt er, der selbst in der Fraunhoferstraße wohnt.

Er wollte ein klassisches Café, das sich von aktuellen Trends absetzt. Deswegen bekommt man hier einen Affogato und Cornetti statt Smoothies und gesunden Bowls. "Gediegen, ohne überkandidelt zu sein", so soll der Laden rüberkommen - und das zeigt sich bei Speisen und Getränken ebenso wie bei der Einrichtung.

Im kleinen Verkaufsraum ist jedes Detail stimmig ausgewählt. Die warme Holzverkleidung von Wänden und Bar sowie die klassischen Bistrotische und Stühle mit Korbgeflecht vermitteln Retro-Flair. Von der weichen orange-roten Polsterbank aus lässt sich das Treiben draußen beobachten. In einer Ecke stapeln sich Bildbände über Architektur und alte Autos - wie um zu betonen, dass schöne Dinge hier wichtig sind.

Was gibt es und was kostet es?

Zum Glück ist allerdings das Frühstück nicht nur schön, sondern auch lecker. Rühreier, Spiegeleier und Omelettes werden frisch zubereitet, es gibt sie mit Schinken, Mozzarella, Pesto und Kartoffeln. Viel Herzhaftes findet sich auf der Karte: Focaccia mit Pancetta und Gorgonzola (6,50 Euro) oder belegte Croissants mit Feigensauce, Mozzarella, Schinken, Frischkäse und Rucola (4,90 Euro). Auch Bircher Müsli (5,50 Euro) kann man hier frühstücken, strikt italienisch ist das Angebot also nicht. Wer es süß mag, kann gefüllte Croissants (2,40 Euro) oder Kuchen bestellen, auch vegane Varianten gibt es, außerdem Pancakes mit Erdnussbutter und Marmelade. Der Kaffee kommt von der Münchner Rösterei Caffè Pol Venezia.

Eine Besonderheit ist der French Toast aus Pandoro (6,50 Euro), also einer Scheibe des sternförmigen weihnachtlichen Gebäcks, das einem Panettone ähnelt. Das Gericht wird mit viel frischem Obst und Puderzucker serviert und ist damit genau richtig, wenn man sich etwas gönnen möchte und nach dem Frühstück keine sportlichen Pläne hat.

Besonders beliebt sei der Lachsbagel mit Spiegelei, Avocado und Frischkäse (8,00 Euro), sagt Kavuk. Der typisch US-amerikanische Bagel ist außerdem ein kleiner Hinweis auf den Namen des Cafés: Der ist vom Greenwich Village inspiriert, für Rifat Kavuk so etwas wie das New Yorker Pendant zum Glockenbachviertel.

Egal ob Village, Kiez oder Viertel: Jede Nachbarschaft brauche einen Ort, an dem sich die Menschen ungezwungen treffen könnten, sagt Kavuk. Ein solcher Ort soll das Village Café sein. "In gewisse Läden trau ich mich nicht rein", sagt er. Da fühle er sich entweder nicht schick genug oder zu schick angezogen, oder als fehlten ihm die richtigen Tattoos, um dazuzugehören. So soll es hier nicht sein. Im Village Café sollen sich möglichst viele unterschiedliche Menschen wohlfühlen. Die älteren Damen, die jeden Donnerstag zu zweit kommen, die Kosmetikerin von gegenüber oder Eltern auf dem Weg zur Kita - stolz erzählt Kavuk von seiner Stammkundschaft.

Jetzt, wo es wärmer wird, soll das Village Café abends länger offen bleiben. Am späten Nachmittag können die Gäste zum Aperitivo vorbeikommen. Zum Campari oder Negroni bekommen sie dann, was gerade da ist: "Salami, Oliven - ich schau einfach, was ich im Kühlschrank hab", sagt Kavuk. So kenne er das aus Italien.

Ursprünglich kommt Kavuk aus der Medienbranche, er hat lange als Producer fürs Fernsehen gearbeitet. Dann ging er in Elternzeit, die Pandemie begann - und er fing an, das Café zu planen. Bei der Einrichtung habe er viel selbst gemacht und sich das Café in die Nachbarschaft geholt, das er hier immer vermisste. Denn es ist bei ihm wie bei vielen Münchnern: Im Herzen ist er Italiener.

The Village Café , Fraunhoferstraße 3, 80469, München; Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 18 Uhr

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