Süddeutsche Zeitung

Wechsel an der TU-Spitze:Herrmann geht, Hofmann kommt

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Von Sabine Buchwald

Wolfgang Herrmann ist nun nicht mehr Präsident der Technischen Universität (TU) München. Am Montagvormittag hat er sich während des Festakts auf der Bühne im vollbesetzten Audimax der TU die goldene Präsidenten-Kette über den Kopf gezogen und seinem Nachfolger Thomas Hofmann umgehängt. Der 71-Jährige dem 51-Jährigen, der Niederbayer dem Franken. Eine Ära ist zu Ende gegangen. 24 Jahre als TU-Präsident liegen hinter Herrmann. Wer 1995 in dessen ersten Amtsjahr geboren wurde, arbeitet womöglich gerade an seiner Masterarbeit oder Dissertation. In dieser Zeit hat sich die TU grundlegend verändert. Herrmann hat sie zu einer Universität mit internationaler Ausstrahlung gemacht, zu einer Marke mit prägnantem Logo, zur TUM.

Sie hat ihre Studierendenzahlen verdoppelt, ist von einer reinen Münchner Einrichtung, zu einer Universität mit Niederlassungen in Garching, Weihenstephan, Straubing und diversen Standorten im Ausland geworden. Die TU war die erste deutsche Universität mit einer Dependance im Ausland - in Singapur. Dorthin wird Herrmann nun öfter reisen, als Emeritus wolle er den Kontakt pflegen, verriet er in seiner Abschiedsrede. Herrmann wird sich also nicht oft aufs heimische Sofa setzen, sondern weiterhin "eine halbe Stunde früher aufstehen, als andere". Das sei Voraussetzung für Erfolg. Selbstredend nicht nur.

Es gehört Mut dazu, Ideen zu entwickeln und sie durchzudrücken, vor allem persönliche Verantwortung zu übernehmen. Herrmann hat sich gern mit den Mächtigen und Einflussreichen im Land umgeben - angefangen mit dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber - und mit Menschen, die mit ihrem Geld Einfluss nehmen wollen. Das hat der TU geholfen zu wachsen. Herrmann zuzuhören ist unterhaltsam, weil er klug erzählen und zitieren kann. Und so endet seine Rede in Gedenken an den legendären Volkssänger Roider Jackl. Ja, auch Herrmann hätte gern etwas Volksnahes, was an ihn erinnert. Es könnte etwa ein Brunnen sein.

Dass er bitte als Impulsgeber für die TU und wohl auch Bayern erhalten bleiben möge, betonte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner Laudatio. Er nannte Herrmann einen "Söldner der Wissenschaft" und betonte sein "eindeutiges Ja" zu Wissenschaft und Forschung für die kommende "Dekade der Entscheidung". Dafür wird die Staatsregierung viel Geld locker machen, das ist angekündigt.

Gerhard Casper, ehemaliger Präsident der Standford Universität, betonte die Aufgaben eines Uni-Präsidenten. Dieser müsse nicht nur ein "gestandener Wissenschaftler" sein, sondern ein "Change agent", der die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft im Blick habe.

Ob Thomas Hofmann dies ist, wird sich zeigen. Der neue TU-Chef jedenfalls wirkte überaus dynamisch und leidenschaftlich. Er hat viel vor: Er wolle den akademischen Mittelbau der Universität stärken, den Mitarbeitern und Studenten zuhören und letztlich die Universität nach den Bedürfnissen und Erwartungen der Gesellschaft ausrichten.

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Quelle:
SZ vom 01.10.2019
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