Süddeutsche Zeitung

Schilder:Die verbotene Stadt

Fahrräder abstellen, Wildbieseln oder Skilanglauf: München ist voll von Schildern, die auf Verbote hinweisen. Ein Streifzug in Bildern

Von Kassian Stroh

Allerorten begegnen den Münchnern in ihrer Stadt Verbotsschilder. Manche dieser Regeln haben einen guten Grund - etwa das Grillverbot an der Isar entlang des Tierparks.

Mit einem drastischen Symbol, dem Totenkopf, werden am Kleinhesseloher See Schlittschuhläufer und Eisstockschützen davor gewarnt, die Eisfläche zu betreten. (Archivbild aus dem Jahr 2002)

"Leben und leben lassen" ist ja angeblich das Leitmotiv der Bayern. Manchmal aber hat das seine Grenzen - in diesem Fall: Hundekot auf dem Bürgersteig.

Sinnvoll oder spießig? Der Grat ist schmal. Dieses Schild im Glockenbachviertel soll verhindern, dass Kinder auf ein niedriges Fensterbrett klettern.

Und aus diesem Schild, das nahe dem Prinzregentenplatz hängt, spricht die Sorge der Eigentümer, der Boden des Anwesens könnte beschädigt werden. Sie wählen drastische Worte.

Das Problem ist: Je heftiger auf ein Verbot gepocht wird, desto größer ist der Drang mancher, es zu übertreten. "Reaktanz" nennt der Psychologe diese Verhaltensweise. Vulgo: Jetzt erst recht.

Ein Paradebeispiel für Reaktanz findet sich in einer Wohnanlage in Milbertshofen: Rund um das Schild, das Kicken verbieten will, finden sich Schmutzabdrücke von Fußbällen. Offenbar reizt manche das Verbot so, dass sie das Schild als Zielscheibe nutzen.

Nachdenklich macht hingegen dieses Bild: Anders als beim Kicken geht es hier um ein existenzielles Problem. "Lagern verboten" steht auf dem Schild.

Dieses Schild im Hof einer Wohnanlage am Harthof ist nicht nur unübersichtlich. Der Betrachter könnte sich auch die Frage stellen: Welche Form des Spielens ist auf diesem Spielplatz eigentlich erlaubt?

Fragen hinterlässt auch dieser Hinweis: Gibt es tatsächlich Münchner, die auf die Idee kommen, ihr Auto in der Floßlände zu waschen?

Und die Skurrilität dieses Schilds, das 2012 im Nymphenburger Schlosspark stand, hängt natürlich nur vom Wetter ab.

Wird an Haustüren noch gebettelt und hausiert? Klingeln Vertreter und Mitarbeiter von Umfrageinstituten? In Hadern, wo dieses Bild entstand, offenbar schon.

Sex verboten, Pistolen verboten, Messer verboten: Dieses Schild hängen Anwohner jedes Jahr zur Wiesn-Zeit an einen Schutzzaun vor ihrem Haus.

Gleich mehrere Piktogramme auf engstem Raum: Das ist zu viel, sagen Kommunikationsexperten, die Information kann so nicht mehr richtig erfasst werden.

Augenzwinkernd statt strengstens verbieten: Bis vor Kurzem drohte ein Schild am Luise-Kiesselbach-Platz Wildbieslern damit, Videoaufnahmen von ihrer Missetat im Netz zu veröffentlichen.

"Füttern verboten"-Schilder finden sich im Tierpark Hellabrunn nicht mehr. Stattdessen sollen bunte Bilder die unguten Folgen vor Augen führen.

Münchens ohne Frage berühmtestes Verbotsschild: So wollte der MVV Ende der 1980er-Jahre den Ärger über Musik hörende Fahrgäste mindern. Zeichner war der Münchner Karikaturist Ernst Hürlimann.

Von Hürlimann stammt auch dieses Rauchverbotsplakat des MVV von 1986. Ein Exemplar hängt noch in München: am Prinzregentenplatz.

Dieses Verbotsschild gibt es vermutlich nur in München: An der Großmarkthalle soll es verhindern, dass der Lärm der Lkw-Kühlungen die Anwohner auch in der Nacht nervt.

Vuvuzelas in der Bezirkssportanlage von Sendling? Oder welche "Lärminstrumente" hat die Stadt hier im Blick?

"Rechts stehen, links gehen": Jahrzehntelang war dies Grundgesetz auf Münchens Rolltreppen. Inzwischen nicht mehr - wofür seit zwei Jahren neue Aufkleber werben.

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