Süddeutsche Zeitung

Sanierung im Münchner Olympiapark:280 Millionen Euro für das berühmte Zeltdach?

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Das Olympiastadion muss saniert werden. 85 Millionen Euro sollte dies kosten, hieß es im vergangenen Jahr. Plötzlich werden mehr als dreimal so hohe Summen genannt. Wie soll sich die Stadt das leisten?

Von Anna Hoben

Ständig werden Bauprojekte teurer, aber diese Steigerungen in kurzer Zeit sind schon sehr beachtlich. 85 Millionen Euro sollte die Sanierung des Zeltdachs im Olympiapark noch im vergangenen Jahr kosten. Nun sollen es ungefähr 200 Millionen Euro sein. Und aus Unterlagen des Aufsichtsrats der Olympiapark GmbH geht hervor, dass die Kosten noch weiter steigen könnten, auf bis zu 280 Millionen Euro. Nach offiziellen Angaben verfügt die Olympiapark GmbH über keine aktuelle Kostenschätzung - die bisher bekannten 85 Millionen Euro seien allerdings überholt, sagte ein Sprecher.

Dass die Sanierung des weltweit bekannten und architektonisch einzigartigen Bauwerks notwendig ist, stellte am Mittwoch in der Vollversammlung des Stadtrats niemand infrage. Angesichts der Kostendimensionen lieferten sich Stadträte von Koalition und Opposition allerdings einen Schlagabtausch.

"Mit jeder Vorlage, die wir bekommen, explodieren die Kosten immer weiter", sagte SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Gleichzeitig würden die entscheidenden Zahlen dem Stadtrat überhaupt nicht vorgelegt, die Wahrheit nur "scheibchenweise" serviert. Hübner kritisierte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), dessen Behörde müsse für "viel mehr Transparenz" sorgen. Bei der Sanierung des Gasteig diskutiere der Stadtrat intensiv über die Kosten; beim Olympia-Zeltdach hingegen würden die Steigerungen einfach "durchgereicht" und sollten dann so hingenommen werden.

Angesichts der Kosten brauche es außerdem einen Plan, wie der Olympiapark künftig mehr Einnahmen generieren kann. "Sechs bis acht Konzerte im Jahr können es nicht gewesen sein, da muss mehr passieren", forderte Hübner. Es brauche "dringend eine Diskussion, was alles passieren soll in den nächsten Jahren und Jahrzehnten". Der Olympiapark sei ein wunderbarer Ort, "er muss erhalten bleiben, aber mehr als ein Denkmal sein, und wir müssen uns ihn auch leisten können".

Alexander Reissl (CSU) nannte die Forderung nach mehr Veranstaltungen "wohlfeil", er vermisse da "das ein oder andere Anwendungsbeispiel". Schließlich sei schon vieles ausprobiert worden, von einer Weinmesse bis zum umstrittenen Motorsport-Event, das "wirtschaftlich nicht darstellbar" gewesen sei.

Außerdem gab der Stadtrat der Olympiapark GmbH den Auftrag mit zu prüfen, ob und wie im Park der Einsatz von Photovoltaik möglich ist - und ob eine Ausstattung der Plexiglas-Module des Zeltdachs mit Solarfolien sinnvoll ist. "Wenn das klappt, wäre es ein sehr besonderes Beispiel", sagte Anna Hanusch (Grüne). Auch sie forderte vom Wirtschaftsreferat eine transparente Aufstellung zu den Kosten: Dieses müsse für den Stadtrat einen Gesamtfahrplan erstellen, mit allen Schritten.

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