Süddeutsche Zeitung

Obermenzing:Getötete Vermieterin in München: Tatverdächtiger festgenommen

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Die 66-jährige Frau war Ende Dezember gewaltsam zu Tode gekommen. Eine Untermieterin hatte die Leiche in dem Haus in Obermenzing gefunden.

Von Marija Barišić

Nach dem gewaltsamen Tod der 66-jährigen Münchnerin Mira Kostov Ende Dezember 2020 hat die Polizei den Tatverdächtigen festnehmen können. Es handelt sich dabei um einen 52-jährigen bosnischen Staatsangehörigen, der in den frühen Morgenstunden des 27. Dezember in das Haus der 66-Jährigen eingebrochen und diese im Laufe einer Auseinandersetzung mit einem unbekannten Gegenstand umgebracht haben soll. Das berichtete die Polizei München in einer eigens dafür einberufenen Pressekonferenz am Freitag.

Es gebe Hinweise darauf, dass der Mann das Haus kurz zuvor nach Wertgegenständen durchsucht habe und dabei vom Opfer überrascht worden sei. Die Staatsanwaltschaft München geht zurzeit davon aus, dass der Mann die Frau getötet hat, um seine Straftat zu verschleiern.

Bereits einen Tag nach der Tat soll der 52-Jährige mit dem Bus von München in Richtung Heimat abgereist sein. Erst einige Monate später, am 1. April, konnte der Tatverdächtige dann aufgrund einer internationalen Fahndung beim Grenzübertritt von Bosnien und Herzegowina nach Serbien von serbischen Polizisten festgenommen werden. Erst am Donnerstag sei er schließlich zurück nach München überstellt worden, wo die Staatsanwaltschaft ihm nun Mord aus Habgier und zur Verdeckung einer anderen Straftat vorwirft.

Ausschlaggebend für den Ermittlungserfolg der "Soko Mira", die kurz nach dem Mord mit der Aufklärung des Falles beauftragt wurde, sei die "tatrelevante DNA" des Mannes gewesen, die im Haus der Münchnerin im Stadtteil Obermenzing gesichert worden war, sagte Matthias Heidtmann von der Mordkommission. Diese konnte über eine europäische Datenbank mit einem Gewaltverbrechen in Kroatien in Verbindung gebracht werden, das sich allerdings vor mehr als 15 Jahren ereignet hat. Auch dort hätten kroatische Ermittler dieselbe DNA-Spur am Tatort gesichert, allerdings ohne Zuweisung zu einer bestimmten Person. Die Münchner Mordkommission spricht in dem Zusammenhang von einem "Spur-Spur-Treffer", aus dem sich in weiterer Folge ein "ziemlich großer Ermittlungsaufwand" ergeben habe. So habe erst die Auswertung von Kameras an S- und Busbahnhöfen, von Handys, die Zusammenarbeit mit Ermittlern aus Österreich, Serbien, Kroatien und Bosnien sowie die Befragung unzähliger Personen in der Summe letztlich zu dem Tatverdächtigen geführt.

Schon im Dezember war bekannt geworden, dass die 66-Jährige, die selbst aus Serbien stammte, mehrere Zimmer in ihrem Haus an insgesamt etwa 150 Menschen untervermietet hatte, vorwiegend an Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Einige dieser Personen seien in München gemeldet, andere nicht gemeldet gewesen, die meisten hätten immer nur für eine kurze Zeit bei Kostov gelebt. Über die Weihnachtsfeiertage waren die aktuellen Untermieter alle verreist, eine Untermieterin der Frau hatte deren Leiche in ihrem Haus gefunden. Allein auf dem Handy der Frau habe die Soko etwa 3500 gespeicherte Kontakte gefunden. Diese habe man im Laufe der Ermittlungen alle auswerten müssen.

Einer der vielen Untermieter, der bei Kostov gelebt hatte, habe sich laut Soko letztlich als naher Familienangehöriger des Tatverdächtigen herausgestellt. Er selbst soll nach aktuellen Ermittlungen allerdings nichts mit der Gewaltverbrechen zu tun haben. Der Tatverdächtige, der sich laut Ermittlern bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert hat, soll der Polizei in Deutschland bisher nicht bekannt gewesen sein. In seinem Heimatland Bosnien hingegen wird er laut Soko mit mehreren Straftaten aus der Vergangenheit in Verbindung gebracht, darunter mit "einem der größten Raubüberfälle in Bosnien und Herzegowina".

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