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Nahverkehr:Was das Neun-Euro-Ticket bringt

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Zur Halbzeit ziehen die Münchner Verkehrsbetriebe Bilanz: Fast 1,2 Millionen billige Tickets hat die MVG verkauft, mehr als zehn Prozent mehr Fahrgäste sind unterwegs - und es gibt weniger Schwarzfahrer.

Von Melanie Strobl

Es ist Halbzeit beim Neun-Euro-Ticket. Fast 1,2 Millionen Günstig-Fahrkarten hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) seit dem Start am 22. Mai verkauft, so Vertriebschefin Alexandra Diessner. Am Montag hat die MVG ihre Halbzeitbilanz vorgestellt: Mehr als zehn Prozent mehr Fahrgäste verzeichnet das Unternehmen in München - vor allem im Wochenend- und Nahverkehr seien die Busse und Bahnen voller. "Gerade an Sonntagen erreichen wir mittlerweile wieder annähernd das Vor-Corona-Niveau", so die Leiterin für Mobilitätsentwicklung bei der MVG, Sinaida Cordes.

Die hohen Fahrgastzahlen freuen die MVG. Fast jeder kenne mittlerweile das Neun-Euro-Ticket, sagt MVG-Chef Ingo Wortmann. Laut einer bundesweiten Umfrage habe ein Fünftel der Käuferinnen und Käufer vor Einführung des billigen Tickets den öffentlichen Nahverkehr normalerweise nicht genutzt.

"Wir haben mit dem günstigen Tickettarif tatsächlich ein Stück weit das Eis gebrochen und Menschen vom Auto zum ÖPNV geholt", sagt Wortmann. Ein weiterer positiver Effekt des Billigangebots: Weniger Menschen fahren schwarz. Vorher hatten vier Prozent der Fahrgäste kein Ticket, jetzt sind es nur noch ein Prozent.

Ein weiteres Ergebnis der Halbzeitbilanz: 27 Prozent der Fahrten hätten ohne das Neun-Euro-Ticket nicht stattgefunden - der niedrige Preis sei der Hauptgrund, warum so viele Menschen das Angebot nutzen. Sinaida Cordes sagt aber auch, dass viele das Neun-Euro-Ticket nicht genutzt hätten, weil es keinen Anlass dafür gäbe oder weil die Verbindungen zu umständlich seien. Das würden erste Ergebnisse aus laufenden Umfragen und Studien zeigen.

MVG-Geschäftsführer Ingo Wortmann ist vor allem mit Blick auf das Ende des Neun-Euro-Tickets besorgt: "Wir müssen in Zukunft unser Angebot ausbauen, und das schaffen wir nicht aus eigener Kraft." 2,5 Millionen Euro Zuschussbedarf erhält die MVG, um das Neun-Euro-Ticket für die drei Monate finanziell auszugleichen.

Wie so viele Unternehmen bekommt auch die MVG die steigenden Energiepreise zu spüren. Laut Wortmann beinhalte eine erste Preiserhöhungsprognose für Dezember eine zweistellige Prozentzahl: "Uns ist vollkommen klar, dass das unrealistisch ist." Deswegen fordert der MVG-Chef mehr finanzielle Hilfe von Landes- und Bundespolitik. Dann könne sich die MVG auch ein bundesweites 69-Euro-Ticket vorstellen.

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