Süddeutsche Zeitung

München/Neubiberg:Frischluftschneise in Gefahr

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Pläne für neue Gewerbeflächen in Unterbiberg alarmieren die städtischen Nachbarn

Von Simon Schramm, München/Neubiberg

Die Überlegungen der Gemeinde Neubiberg, im Ortsteil Unterbiberg neue Gewerbeflächen auszuweisen, stoßen im städtischen Nachbarbezirk Obergiesing-Fasangarten auf Kritik. Zwar war schon im Landkreis bei der Vorstellung der Pläne betont worden, dass bei der möglichen Bebauung freier Flächen zwischen Campeon-Park, Perlach und bei Unterbiberg die Belange des so genannten Regionalen Grünzugs beachtet werden müssten; dieser ist bedeutend für die Frischluftzufuhr Münchens.

Just vor diesem Hintergrund kritisierten mehrere Mitglieder des Bezirksausschusses Obergiesing-Fasangarten das Vorhaben ausdrücklich. "Ich finde das sehr problematisch", sagte Joachim Lorenz (Grüne). "Das ist eine klimawirksame Luftschneise." Würde in der Fläche noch mehr gebaut, sei die Wirksamkeit der Schneise gefährdet. Stefan Reinwald (CSU) und Birgit Knoblach (SPD) riefen in Erinnerung, dass man schon bei der Bebauung von Infineon am Campeon-Park auf die Luftschneise Rücksicht genommen hatte.

Ende September hatte das Büro Dragomir Stadtplanung dem Neubiberger Gemeinderat sowie Vertretern der Grundstückseigentümer, der Stadt München, der Infineon Technologies AG und der Intel Deutschland GmbH in Form des "Interkommunalen Strukturkonzept Hachinger Tal" mehrere Varianten vorgestellt, wie in etwa 20 bis 40 Jahren auf freien Flächen zwischen Campeon-Park, Perlach und bei Unterbiberg neue Gewerbe- und Wohnflächen entstehen könnten; favorisiert wird eine Entwicklung von rund zwölf Hektar Gewerbegebiet auf dem sogenannten Kapellenfeld, der Freifläche zwischen S-Bahnstrecke und Unterhachinger Straße. Allerdings ist noch Vieles offen. Das Strukturkonzept soll erst einmal weitergeführt werden, entschied der Gemeinderat.

In der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Obergiesing appellierte eine Bürgerin an die Mitglieder des Gremiums, auf diese Pläne Einfluss zu nehmen. "Für meine Begriffe ist das eine heiße Sache", sagte sie. Die Angabe, die Umsetzung der Pläne dauere bis zu 40 Jahre, hielt die Bewohnerin für eine "Maßnahme, um das Interesse der Bevölkerung gering zu halten", wie sie sagte. Auch im Hinblick auf diese Kritik hat der Bezirksausschuss nun beschlossen, von der Stadt Aufklärung zu fordern und per Antrag verlangt, dass ein Vertreter dem Lokalgremium näherbringt, was in Unterbiberg geschehen soll. Mehrere BA-Mitglieder kritisierten, dass sie aus den Medien von den Plänen erfahren hätten. Grünen-Politiker Lorenz deutete an, dass es auch bezüglich der verkehrlichen Erschließung offene Fragen gebe. "Es gibt einiges zu diskutieren, inwiefern das den Stadtteil betrifft", sagte er.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2018
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